
Trotz mehr als 250 Jahre Blitzforschung ist die Entstehung von Blitzen noch nicht restlos geklärt. Wissenschaftliche Experimente offenbaren immer wieder neue Erkenntnisse. Auf scinexx.de wird nun von der Entdeckung „verkehrter“ Entladung berichtet.
Jeder kennt das leicht mulmige und aufgeregte Gefühl, wenn sich dicke schwarze Wolken über einem aufbäumen. Zieht ein Gewitter auf, lässt es kaum jemanden unbeeindruckt. Gewaltvoll zeigt uns Mutter Natur, welche Kraft in ihr steckt. Weltweit toben permantent um die 2000 Gewitter.
Schon seit der Antike werden Blitze beobachtet und kategorisiert. In der Geschichte betrachtete man Blitze und Donner häufig als Zeichen der Götter, die ihren Unmut gegenüber der schlechten Taten der Menschen zeigten.
Heute kann die Wissenschaft viele Vorgänge während eines Gewitters erklären.
Durch die Reibung von leichteren positiv geladenen Eiskristallen und schwereren negativ geladenen Wassertropfen, kommt es innerhalb einer Gewitterwolke zu einem starken Ladungsunterschied. Wenn eine gewisse Spannung überschritten ist, gleicht sich diese Differenz schlagartig als Blitz aus. Dieser Kurzschluss kann innerhalb der Wolke oder zwischen Wolke und Erde stattfinden.
Die Luft um den Blitzkanal kann sich in Bruchteilen von Sekunden bis zu 30.000 Grad Celsius erhitzen und die dadurch entstehende Schockwelle nehmen wir als Donner wahr. Dabei können Stromstärken bis zu 100.000 Ampére und Geschwindigkeiten von etwa 145.000 km/s erreicht werden.
Auch wenn man schon viel weiß, gibt es dennoch immer wieder Neues zu entdecken.
Erstmals negative Blitzentstehung beobachtet
Bei herkömmlichen Blitzen ging man bis jetzt von einer positiven Entladung in der Wolke als Auslöser aus. Sogenannte positive Streamer führen demnach zu einem positiven Kurzschluß. Ningyu Liu von der University of New Hampshire erklärt auf scinexx.de:„Diese Streamer führen zur Entwicklung des ersten Blitzkanals. Daher geht man davon aus, dass der elektrische Kurzschluß in Gewitterwolken mit einer positiven Entladung beginnt.“
In manchen Gewittern konnte man nun Streamer beobachten, die sich sich von unten nach oben und somit in die entgegengesetzte Richtung bewegten. „Die Aufwärtsbewegung deutet daraufhin, dass es hier zu einem negativen Ladungszusammenbruch kommt“, so Liu weiter. Zuvor konnte man derartige negative Kurzschlüsse in der Gewitterwolke noch nicht beobachten.
Eine Erklärung für dieses Phänomen haben die Wissenschaftler noch keine, jedoch dürfte die Blitzreaktion in der Wolke, mehr als zuvor gedacht, in beide Richtungen möglich sein. Weitere Messungen sollen tiefere Erkenntnisse zur Entstehung und Häufigkeit dieser negativen Blitzauslöser bringen.
Trotz vieler wissenschaftlicher Erklärungen verliert das Erleben eines Gewitters – zum Glück – kaum etwas an seiner Mystik und Faszination.