Darüber, was genau an Mariä Empfängnis gefeiert wird, gibt es oft Missverständnisse. Viele bringen es fälschlicherweise damit in Verbindung, dass Maria Jesus jungfräulich empfangen hat. Eigentlich geht es aber um die Geburt Marias und einem besonderen Geschenk des Himmels: Sie wurde ohne Erbsünde geboren.
Mariä Empfängnis ist ein Gedenktag, der immer wieder für Verwirrung sorgt. Viele denken, dass wir am 8. Dezember daran gedenken, dass Maria ein Kind, ihren Sohn Jesus, empfängt.
Allerdings geht es an diesem Feiertag, der am 8. Dezember 1854 von Papst Pius IX als Mariä Empfängnis ausgerufen wurde, um ein ganz anderes göttliches Geschenk: Maria selbst wurde an diesem Tag ohne Erbsünde von ihrer Mutter empfangen. Die eigentliche Bezeichnung lautet: “Hochfest der ohne Erbsünde empfangenen Jungfrau und Gottesmutter Maria”.

Papst Pius erklärte die Bedeutung des Gedenktages im Original wie folgt:
„Die seligste Jungfrau Maria wurde im ersten Augenblick ihrer Empfängnis durch ein einzigartiges Gnadengeschenk und Vorrecht des allmächtigen Gottes im Hinblick auf die Verdienste Christi Jesu, des Erlösers des Menschengeschlechtes, rein von jedem Makel der Erbschuld bewahrt.”
Die Entwicklung zum Feiertag
Der Ursprung des Festtages geht auf 700 nach Christus zurück, wo in der byzantinischen Kirche die „Empfängnis der heiligen Anna“ gefeiert wurde. Anna, die Mutter Marias, brachte das „unbefleckte Mädchen“ zur Welt.
Als das Fest über Italien nach Frankreich und England kam, verschob sich der Fokus auf Maria und darauf, dass sie ohne Erbsünde empfangen wurde. 1476 führte Papst Sixtus IV das Fest offiziell, als Hochfest mit Messe, in diesen Regionen ein, doch erst 1854 wurde daraus „Mariä Empfängnis“ als offizieller Feiertag in der gesamten katholischen Kirche.
Heute ist Mariä Empfängnis beispielsweise in Österreich und Italien auch ein gesetzlicher Feiertag. In Rom betet der Papst an diesem Tag traditionell an der Mariensäule an der Spanischen Treppe.
Erbsünde und „unbefleckte Empfängnis“
Schon damals, als Papst Pius IX das Dogma 1854 verkündete, war das Thema um die Erbsünde innerhalb der katholischen Kirche kontrovers. Viele stellten sich die Frage, wie ein Mensch schon von Geburt an schuldig sein kann und Sünden haben kann.
Im Katechismus der Katholischen Kirche lautete ein Erklärungsversuch wie folgt: „Die Weitergabe der Erbsünde ist jedoch ein Geheimnis, das wir nicht völlig verstehen können. Durch die Offenbarung wissen wir aber, dass Adam die ursprüngliche Heiligkeit und Gerechtigkeit nicht für sich allein erhalten hatte, sondern für die ganze Menschennatur. Indem Adam und Eva dem Versucher nachgeben, begehen sie eine persönliche Sünde, aber diese Sünde trifft die Menschennatur, die sie in der Folge im gefallenen Zustand weitergeben
Sie ist eine Sünde, die durch Fortpflanzung an die ganze Menschheit weitergegeben wird, nämlich durch die Weitergabe einer menschlichen Natur, die der ursprünglichen Heiligkeit und Gerechtigkeit ermangelt. Deswegen ist die Erbsünde ‚Sünde‘ in einem übertragenen Sinn: Sie ist eine Sünde, die man ‚miterhalten‘, nicht aber begangen hat, ein Zustand, keine Tat.“
Während beispielsweise im Judentum oder im Islam nicht von „Erbsünde“ gesprochen wird, ist die buddhistische Sichtweise bei diesem Thema ausführlicher:
Sie sprechen von Karma und das jede Handlung eine Konsequenz hat. Wenn man etwas Schlechtes getan hat oder jemandem etwas schuldet, erzeugt man Karma. Dieses Karma trägt man an sich und muss es entweder im selben Leben oder im nächsten Leben zurückzahlen. Nach vielen Reinkarnationen kann es dazu führen, dass die bereits angesammelte Karma-Menge groß ist, wodurch man bereits bei der Geburt Karma – also mit christlichem Begriff ausgedrückt „Sünde“ – mit sich bringt.
In der Bibel findet sich kein ausdrücklicher Hinweis auf eine „unbefleckte Empfängnis“, aber die Reinheit Marias und ihre Freiheit von Sünden ist ein wichtiger Grundgedanke.
Im Dogma von Mariä Empfängnis wird auch davon gesprochen, dass Maria „am Ende ihres Lebens keiner Läuterung im Fegefeuer mehr bedürfe, da die Läuterung Mariens bereits im Moment ihrer Empfängnis durch die Befreiung von der Erbsünde stattgefunden und sie während ihres Lebens keine Sünden begangen habe.“
Ave Maria
Das „Ave Maria“ zu Ehren Marias ist eines der am häufigsten gesprochenen Gebete im christlichen Glauben. Es gibt davon zwei Varianten- die Ostkirchliche und die Westkirchliche Form:
Ostkirchliche Form:
Gottesgebärerin und Jungfrau, gegrüßet seist du,
hochbegnadete Maria, der Herr ist mit dir.
Gesegnet bist du unter den Frauen,
und gesegnet ist die Frucht deines Leibes,
weil du den Retter unserer Seelen geboren hast.
Westkirchliche Form:
Gegrüßet seist du, Maria, voll der Gnade,
der Herr ist mit dir.
Du bist gebenedeit unter den Frauen,
und gebenedeit ist die Frucht deines Leibes, Jesus.
Heilige Maria, Mutter Gottes,
bitte für uns Sünder
jetzt und in der Stunde unseres Todes.
Amen.
Quellen:
https://www.katholisch.de/artikel/164-ohne-erbsunde-empfangen
http://www.vatican.va/archive/compendium_ccc/documents/archive_2005_compendium-ccc_ge.html