Tick- tack, tick -tack – wenn die Organuhr spricht

Doctor shows the clock on the background of internal organs and the sky.

Tick- tack, tick -tack – wenn die Organuhr spricht

(Bild: iStock)

Die Organuhr ist ein Erbe aus dem alten China, genau gesagt aus der fünftausend jährigen Hochkultur. Der traditionellen Lehre zur Folge ist der Mensch ein kosmisches Teilchen, welches mit dem Universum im zyklischen Austausch steht. Wer seine Lebensenergie sowohl körperlich wie auch geistig stärken möchte, der beginnt am besten damit, den Zyklus seines Körpers kennenzulernen. 

Im Fokus der Organuhr stehen zwölf Organe, die mit Qi (Lebensenergie) versorgt werden. Der Energieaufbau in den Organen folgt einem zyklischen Rhythmus. Deshalb hat jedes Organ im Laufe des Tages einen maximalen und minimalen Ladezustand, was als Organuhr beziehungsweise Kreislauf der Meridiane bezeichnet wird. 

Einteilung und Rhythmus der Organuhr

Die Abfolge der Energieversorgung hat mit den Begriffen von Ying und Yang zu tun. Ying ist die Energieleere und Yang die Energiefülle. Die Organe selbst können jedoch auch in Ying und Yang eingeteilt werden. So sind alle Organe, welche ein „A“ im Namen, haben Yang-Organe. Die restlichen Stoffwechselorgane sind demnach Ying-Organe. 

Darüber hinaus existiert ein Kreislauf, bei dem jedes Organ in einer bestimmten Phase mit Energie angereichert wird, während es 12 Stunden später dann auf seinem Leistungstiefpunkt ankommt. Ebenso wie Yin und Yang sich gegenseitig fördern und hemmen, haben auch die Organe ihre Gegenspieler. 

Beispielsweise hat die Gallenblase von 23 Uhr bis 1 Uhr früh ihre aufbauende Phase, also Yang-Zeit, während 12 Stunden später ihre schwächste Zeit ist. 

Diagnostik

Kommt es zu einem Fülle-Zustand, also wenn zu viel von etwas vorhanden ist, verstärken sich die Beschwerden in der Maximalzeit. Wenn jedoch ein Leere-Zustand vorhanden ist, verstärken sich die Beschwerden in der Minimalzeit. Des Weiteren bessern sich Leere-Beschwerden in der Maximalzeit und umgekehrt.

Dickdarm

Tagesbeginn, Darmentleerung – Dickdarm-Meridian: erst nach der morgendlichen Darmentleerung  sollte man die erste Mahlzeit einnehmen. Die natürliche Zeit für die Darmentleerung wäre zwischen fünf und sieben Uhr. Zu dieser Zeit wird der Dickdarm durch das Qi am stärksten angeregt. Der Gegenspieler vom Darm ist die Konzentration. Wer verdaut, ist unkonzentriert. Die Darmtätigkeit von Entspannen und Loslassen (Peristaltik) symbolisiert auch die emotionale Aufgabe dieses Organs, und zwar festhalten und loslassen.

Ungleichgewicht: Schulter- und Oberarmschmerzen, Hauterkrankungen, Kopfschmerzen, Verdauungsstörungen, Zahnschmerzen, Blutdruckstörungen und Darmentzündungen

Emotion: nicht loslassen können, die Vergangenheit festhalten

Ruhezeit: 17 bis 19 Uhr

Magen

7-9 Uhr, Die erste Mahlzeit – Magenmeridian: die erste Mahlzeit sollte zwischen sieben und neun Uhr zu sich genommen werden. Innerhalb dieser Zeitspanne sind nämlich die Magentätigkeit und der Geist am aktivsten. Ratsam ist es, sowohl die Verdaulichkeit seines Frühstücks, wie auch die der erhaltenen Informationen bewusst wahrzunehmen. 

Ungleichgewicht im Magenmeridian kann zusätzlich zu Zahnproblemen, vermehrten Durstgefühl, Erschöpfung und Grübelei führen. Empfehlenswert sind Kräutertees wie Kamille, Pfefferminze oder Melisse.

Emotion: Sorgen machen, den Dingen auf den Grund gehen 

Ruhezeit: 19 bis 21 Uhr

Milz

9-11 Uhr, Herausforderungen annehmen – Milzmeridian: zwischen neun und elf Uhr werden Herausforderungen am effizientesten abgearbeitet. Denn die Milz ist die Zugmaschine des Körpers, sie ist ein pures Kraftwerk.

Ein Ungleichgewicht ist in der Immunabwehr und bei der Verstoffwechslung der Nahrungsmittel zu finden. Das Vorkommen von Cellulite kann ebenso ein Hinweis für eine Störung sein, wie auch Schlafstörungen, Gliederschmerzen, Verschlossenheit und Depressionen. 

Emotion: Fürsorge, sich kümmern wollen

Ruhezeit: 21 bis 23 Uh

Herz

11-13 Uhr, Kochen für seine Liebsten – Herzmeridian: der Herzmeridian ist für die Funktion des Kreislaufs und der Blutzirkulation zuständig. In dieser Zeitspanne ist man am geselligsten und gleichzeitig tut es dem Körper gut, wenn man dabei einen Gang zurück schaltet und etwas zur Ruhe kommt. Während im Westen Gefühl (das Herz) und Denken (Geist) meist getrennt voneinander betrachtet werden, sieht die chinesische Lehre den Herzmeridian als “souveränen Fürst”, der mit klarer Einsicht regiert.

Ungleichgewicht: zusätzlich zu den Herzsymptomen kommt es zu Sprachstörungen, Müdigkeit, Herpes an den Lippen, Schüchternheit, Schweiß, Nachtschweiß.

Emotion: Liebe

Ruhezeit: 23 bis 1 Uhr

(Bild: 214741828, Moving Moment – stock.adobe.com)

Dünndarm

13-15 Uhr, Siesta, Dünndarm-Meridian: der Dünndarm möchte nun in Ruhe die Nahrungsmittel aufspalten. Zwischen dreizehn und fünfzehn Uhr wird körperlich und geistig zwischen Wichtigem und Unwichtigem getrennt. 

Ungleichgewicht: Wenn Menschen sich schwer tun, Entscheidungen zu treffen, also Situationen analytisch zu betrachten und die eigenen Bedürfnisse zu erkennen, dann kann die Ursache in einer Störung im Dünndarm-Meridian liegen. Aber auch unerklärliche Handgelenks-, Ellbogen-, Schulter- und Nacken-, wie auch Kopf- sowie Halsschmerzen können Anzeichen für eine Störung im Dünndarm-Meridian sein.Tipp: Essen sie Löwenzahn.

Emotion: Freude

Ruhezeit:1 bis 3 Uhr

Blase

15-17 Uhr, Seelische und körperliche Belastungen – Blasenmeridian: Dehydrierung ist das Thema der Blase – das bedeutet viel Wasser und ungesüßten Tee trinken, um zu entgiften. 

Großer Seelischer Druck widerspiegelt sich oft in diesem Bereich. In chinesischen sagt man, der Blasenmeridian sei das „Lagerhaus“ der Emotionen. Von daher sei es wichtig, die Wasser- wie auch die Emotionale Balance gut zu halten. 

Ungleichgewicht: Dieser Meridian läuft über den ganzen Rücken. Störungen zeigen sich daher nicht nur in den üblichen Beschwerden des Urinal-Trakts sondern auch in Rückenverspannungen, seitliche Verkrümmung des Rückens, Fußfehlstellungen, Schmerzen zwischen den Schulterblättern und mitunter durch Weinanfälle.

Emotion: Willenskraft und Mut

Ruhezeit: 3 bis 5 Uhr

Niere

17-19 Uhr, die Quelle von Yin und Yang – Nieren-Meridian: Die Körpertemperatur ist jetzt am höchsten, allerdings fährt der Kreislauf seine Aktivität allmählich zurück. Die Nieren haben die Rolle eines Energiespeichers. Sie dienen als Reservoir für das Qi, welches tagsüber benötigt wird. 

Ungleichgewicht: Kalte Füße und daraus resultierende Erkältungen sind eine häufige Folge eines gestörten Energieflusses. Asthma kann auch auf Probleme am Nierenmeridian hindeuten.

Eine mangelnde Versorgung des Nierenmeridians kann auch Rückenschmerzen, Haarausfall, geringes Libido, Ängstlichkeit und ein geringes Selbstbewusstsein hervorrufen.

Emotion: die nach innen gerichtete Angst

Ruhezeit: 5 bis 7 Uhr

Herzbeutel

19-21 Uhr, „Der Meister des Herzens“, das Pericardium – der Herzbeutel: Das Perikard gilt als Beschützer des Herz-Qi, es steuert Libido und Kreislauf. Ab 19 Uhr wünscht sich der Körper sowohl körperliche wie auch geistige Ruhe. Es ist Zeit, sich bettfertig zu machen. 

Empfehlenswert ist, sich in dieser Phase mit sanften Dehnungen, Meditation oder einer leichten Lektüre Gutes zu tun. Dies ist zugleich die Ruhezeit des Magenmeridians, daher sollte innerhalb dieser Zeit auf reichhaltiges und schwer verdauliches Essen verzichtet werden.

Ungleichgewicht: Disharmonie zwischen Körper und Geist kann sich als Bluthochdruck, Herzrasen, Schwindel, Panikattacken, Überempfindlichkeit, Potenzprobleme, Störungen im Menstruationszyklus sowie Funktionsstörungen der Eierstöcke und Gebärmutter oder Fieber zeigen.

Ruhezeit: 7 bis 9 Uhr

Dreifacherwärmer

21-23 Uhr, die Zeit des „Sanjiao“- Dreifacherwärmers –  Meridian für die Wärmeregulation: In der westlichen Schulmedizin gibt es dieses Organ nicht. Jedoch hat der Westen erkannt, dass innerhalb dieser Zeit in der Zirbeldrüse das Schlafhormon Melanin ausgeschüttet wird und das Immunsystem auf Hochtouren läuft.

Dieser Meridian hat drei Quellen der Hitze: Hitze des Stoffwechsels (Körpertemperatur aufrechterhalten), das Feuer aus Kampf, Flucht oder Totstellen und die Hitze der Leidenschaft des Lebens.

Ungleichgewicht: Niedriger Blutdruck, Hitzewallungen, Augenleiden, introvertiertes Verhalten, Depressionen. Schnelle Hilfe bietet hier  Meditation, da diese den Dreifachwärmer stärkt. 

Ruhezeit: 9 bis 11 Uhr

Gallenblase

23-1 Uhr, Gallenblase: Hier ruht die Energie der Entscheidungsfreude.Darüber hinaus ist der Gallenblasen-Meridian für die Geschmeidigkeit und Stärke der Bänder und Sehnen verantwortlich. Leber und Galle stehen in enger Verbindung und ergänzen sich. Herzfrequenz und Blutdruck werden ebenfalls in dieser Zeit heruntergefahren und der Stoffwechsel verlangsamt sich.

Ungleichgewicht: Fettige Speisen werden schlecht verdaut, Migräne, Kopfschmerzen, Knieschmerzen, Reizbarkeit („die Galle läuft über“), Entscheidungsschwäche sowie Hautausschläge und Neurodermitis.

Emotion: Wut und Zorn

Ruhezeit: 11 bis 13 Uhr

Leber

1-3 Uhr Leber, Tiefschlafphase: Der Lebermeridian versorgt alle Körperteile mit Blut und Qi. Die Regenerierung der Leberzellen beginnt, wenn geschlafen wird. Die Leber gehört zu den größten Organen, sie ist zuständig für die Entgiftung und Blutversorgung des aktiven Bewegungsapparates (Muskeln, Sehnen, Bänder, Gelenke). Die Leber ist in der westlichenLeistungsgesellschaft meistens stark belastet, dadurch ist dieses Organ oft zu heiß, angespannt und zu „feucht“. Dieses zeigt sich in sehr unterschiedlichen Symptomen.

Ungleichgewicht: Blähungen, Rheuma, häufiges Räuspern, Muskelkrämpfe, Nervenschmerzen, Augenerkrankungen, Augenrötungen, Einschlafprobleme, schlechte Nagel- und Haarqualität, Eifersucht, Arroganz, Menstruationsbeschwerden, kalte Hände- restliche Körper warm, Anpassungsschwierigkeiten oder Störungen im Sexualorgan, häufige Kopfschmerzen, Wetterfühligkeit.

Harmonisierend: Lebensstilveränderung, so dass weniger Stress entsteht. Meditationsübungen sind empfehlenswert. 

Emotion: sammelt Ärger, gestresst sein, gereizt sein

Ruhezeit: 13 bis 15 Uhr

Pflanzliche Helfer: Mariendistel und Löwenzahn, grüne Pflanzen.

Lunge

3-5 Uhr Lunge, göttliche Resonanz, der Atem: Der Atem beeinflusst alle Teile des Körpers, daher nimmt der Lungenmeridian eine sehr zentrale Rolle in der TCM ein. 

Ungleichgewicht: Neigung zu Infektionen,Lungenkrankheiten wie Husten, Asthma, trockener Husten, Bronchitis; Neigung zu Kummer und Besorgnis, übertriebenes Selbstmitleid, Störungen des Atmungssystems beim Harnlassen, Hämorrhoiden,Mandelentzündung, Epilepsie oder Heuschnupfen. 

Emotion: Trauer und Kummer

Ruhezeit: 15-17 Uhr

Die Hauptmeridiane bilden einen Kreislauf; wer einatmen möchte, muss zuerst ausatmen. Ebenso ist es bei den Meridianen: Wer sie ins Fließen bringen möchte, der muss zuerst die Blockaden lösen. Deshalb empfehlen TCM-Praktiker meistens körperliche Übungen, um diese Störungen im Meridiansystem zu beseitigen. Qi Gong ist eine Praktik, die in China sehr vielen Menschen zu einer wesentlichen Verbesserung ihrer Gesundheit geholfen und somit die Lebensqualität gesteigert hat. 

Bei einem Ungleichgewicht in einem Organ muss nicht zwingend eine riesige Veränderung im Lebens- und Ernährungsstil vorgenommen werden. Meist ist es so, dass sich der Körper schon dankbar zeigt, wenn ein bewussterer Umgang damit passiert. 

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