
Der China-Analyst und Menschenrechtsforscher Ethan Gutmann hielt folgende Rede im Senat der Tschechischen Republik am 1. März. Sie war ein Beitrag zum Event “Verfolgung von Familien in Zeiten der Unfreiheit” des Mene Tekel Festivals in Prag:
„Als Sohn von zwei amerikanischen Psychiatern – auf jeden Fall ein gemischter Segen – wusste ich schon früh, dass, wenn ein sowjetischer Staatsbürger mit seiner Regierung nicht einverstanden ist, er in eine Nervenheilanstalt eingeliefert werden konnte. Meine Eltern waren nicht allein in ihrer Sorge um die systematische Folterung von Dissidenten. Von 1971 an verurteilte die World Psychiatric Association routinemäßig ihre sowjetischen Kollegen. Führungen durch sowjetische psychiatrische Einrichtungen wurden als Potemkin-Dörfer abgetan; sowjetische Psychoanalytiker waren bei westlichen Konferenzen nicht willkommen. Sie konnten ihre Ergebnisse nicht in westlichen Zeitschriften veröffentlichen und es gab keinen akademischen Austausch.
Warum haben westliche Psychiater das Verbot verhängt? Weil der Westen einen Konsens erreicht hatte: Das sowjetische psychiatrische System stellte eine so gefährliche Perversion der Medizin dar, dass eine Reform unmöglich war. Die Isolation war die einzige Möglichkeit die blieb.
Wenn wir nun den chinesischen staatlich geförderten Organraub an Falun Gong untersuchen, beginnt die Spurensuche 2006 mit dem Bloody Harvest Bericht von David Kilgour und David Matas. In meinem 2014 veröffentlichten Buch – es trägt den Titel Jatka – habe ich bereits Mitte der 90er Jahre medizinisches Personal über den Lebendorganraub an Uiguren, den Muslimen Nordwestchinas befragt.“

„Im Jahr 2016 veröffentlichte die International Coalition to End Transplant Abuse in China (ETAC) einen 700-seitigen Bericht, der belegt, dass Chinas reales Transplantationsvolumen 6 bis 10 mal über den offiziellen Zahlen lag, eine zahlenmäßige Lücke, die mit Gefangenen aus Gewissensgründen gefüllt wurde.
Seit 2016 berichtet jede große Zeitung im englischsprachigen Raum über diese Erkenntnisse. Das europäische Parlament und der US-Kongress verabschiedeten Resolutionen, in denen Chinas Organraub an Falun Gong, Uiguren, Tibetern und Haus-Christen ausdrücklich verurteilt wurden.
Die einzigen Gruppen, die die Existenz des Problems einfach leugnen, sind die Weltgesundheitsorganisation – die eng mit China zusammenarbeitet – und die Transplantationsgesellschaft – von der eine enge Kooperation mit China vermutet wird.
Trotz Chinas Behauptungen im Jahr 2015, ihr Transplantationssystem reformiert zu haben, führte Peking gewaltsame Bluttests an der gesamten uigurischen Bevölkerung durch – ganze Familien – 15 Millionen Männer, Frauen und Kinder. Im Jahr 2018 wurden 1 Million Uiguren inhaftiert. Jetzt werden in Xinjiang Krematorien errichtet. Das erste stellte 50 Sicherheitskräfte ein.
Kurz gesagt, die Anklagen gegen Chinas Transplantationskrankenhäuser sind genauso kräftig wie die Anklagen gegen die psychiatrischen Krankenhäuser der Sowjetunion. Der einzige Unterschied ist die Reaktion der westlichen medizinischen Fachwelt. Und genau hier setzt Prag an.
Wie Vietnam und Israel haben Sie die Körperwelten-Shows verboten – die Welt hat darüber in der New York Times gelesen. Jetzt diskutieren Sie darüber, ob sie sich der Gruppe der Nationen anschließen wollen, die den Organtourismus nach China verboten haben: Israel, Spanien, Italien, Taiwan, Norwegen und bald denke ich, Kanada.
Kein Außenstehender hat Sie gezwungen. Ich weiß nicht einmal genau, wie es passiert ist – vielleicht ist es nur die Sensibilität für Tragisches, die in die tschechische Kultur eingeflossen ist -, aber die Tschechische Republik steht an der Schwelle eines neuen Paradigmas: Keine Besuche von chinesischen Transplantationschirurgen. Kein Einreichen von chinesischen Transplantationspapieren, bei Ihren medizinischen Fachzeitschriften. Kein Kauf von plastinierten Körpern durch medizinische Universitäten Tschechiens.
Die Tragödie des Organraubs wurde von Peking verursacht. Doch es wurde kontinuierlich von westlicher medizinischer Korruption unterstützt, von einer Handvoll westlicher Ärzte, die dachten, sie könnten den chinesischen Drachen reiten und nach Hause zurückkehren, als ob alles normal wäre. Heute bitte ich Prag zu erklären, dass solche Ärzte hier nicht willkommen sind. Und selbst wenn ein Großteil der westlichen medizinischen Welt beschließt, ihre eigene Geschichte zu vergessen, erinnert Prag an die sowjetischen Psychiater und die Präzedenzfälle, die der Westen geschaffen hat. Und wird sie an diesen Standard halten.“
Hören Sie mehr von Ethan Gutmann über erzwungene Organentnahme in China in diesem englischen podcast von China Unscripted: