
Seit dem 1. Februar 2020 gibt es in China neue Regeln für jegliche Religionsgemeinschaft. Die aktualisierten Richtlinien sind eine Verschärfung der „Vorschriften für religiöse Angelegenheiten”, die bereits im Februar 2018 umgesetzt wurden.
In dem neuen Regelwerk heißt es:
„Jeder Aspekt des Lebens von Ordensgemeinschaften – von der Ausbildung, über Versammlungen bis hin zu Jahres- und Tagesprojekten – unterliegt der Genehmigung durch die Abteilung für religiöse Angelegenheiten der Regierung. Zusätzlich zu einer weitreichenden Kontrolle aller Gemeinschaftsaktivitäten, erfordern die neuen Maßnahmen, dass das religiöse Personal eine vollständige Unterwerfung unter die Kommunistische Partei Chinas von allen Mitgliedern und der gesamten Gemeinschaft unterstützt, fördert und umsetzt”, so Asia News.
Darüber hinaus sind alle religiösen Gruppen verpflichtet, die Prinzipien der Kommunistischen Partei Chinas zu verbreiten, das sozialistische System zu unterstützen und den Weg des Sozialismus mit chinesischen Merkmalen zu folgen. Die neuen Regeln wurden am 30. Dezember verkündet, als ein prominenter chinesischer christlicher Pastor namens Wang Yi, für den Versuch „die Staatsmacht zu untergraben”, zu neun Jahren Gefängnis verurteilt wurde.
Die neuen Gesetze bringen die Religionsgemeinschaften in eine Lage, in der sie ihre tatsächlichen Lehren eigentlich nicht mehr vermitteln können. Egal ob Christentum, Buddhismus, Islam oder jegliche andere religiöse Gruppierung: alle sind dadurch letztendlich gezwungen das gleiche zu lehren: die kommunistischen Grundsätze. Diese sind jedoch vom Atheismus geprägt und lassen sich nicht mit religiösen Grundsätzen vereinbaren.

Kein Respekt vor heiligen Büchern – sozialistische Neufassungen
Außerdem geht aus zahlreichen Berichten hervor, dass die chinesische Regierung die heiligen Bücher der großen Religionen – einschließlich der Bibel und des Korans – neu verfassen lässt. Xi Jinping hat erklärt, dass die Ideologien der Religionen gemäß den Grundwerten des Sozialismus interpretiert werden sollen. Wang Yang, der Vorsitzende der Politischen Konsultativkonferenz des chinesischen Volkes, leitete ein Treffen von Religionsexperten, die an der Konferenz zur Modifizierung der Texte teilnahmen.
Wang drängte die Beamten, ein religiöses System mit chinesischen Merkmalen aufzubauen. Die Beamten stimmten den Anweisungen von Herrn Wang zu und erklärten gegenüber den Medien sogar, dass es die Mission sei „die Geschichte zu wählen”. Außerdem behaupteten sie, dass sie durch die „Überarbeitung” religiöser Bücher verhindern würden, dass „extreme Gedanken” und „ketzerische Ideen” das Land aushöhlen, berichtet Daily Mail.

Patrick Poon, ein Forscher bei Amnesty International, kritisierte China für die Zensur religiöser Bücher wie der Bibel und des Korans und wies darauf hin, dass die Einmischung der Kommunistischen Partei in religiöse Angelegenheiten die ursprünglichen Lehren dieser Glaubensrichtungen im Wesentlichen verdreht habe.
Verbannung von Religion in Bildungseinrichtungen
China hat alle Schulen und Universitäten im ganzen Land angewiesen, Schüler und Studenten zur Aufgabe ihres Glaubens zu drängen. Einigen Universitätsstudenten, denen religiöse Tätigkeiten nachgewiesen werden konnten, wurde gedroht, dass sie ihr Diplom nicht erhalten würden, sollten sie ihre religiöse Praxis weiter ausüben. In der Provinz Henan wurden im vergangenen Jahr etwa 170 gläubige Studierende von den örtlichen Behörden festgenommen. 130 dieser Studenten wurden einer „Umerziehung durch die Bildung” unterzogen. Dies bedeutet nichts anderes, als dass sie mit allen notwendigen Mitteln gezwungen wurden, ihre religiösen Aktivitäten aufzugeben.
„Der Widerstand gegen die [fremde] Infiltration mittels Religion und die Verhinderung von Missionsaktivitäten auf dem Campus hat Einfluss auf die Stabilisierung des Parteiregimes, auf das Großprojekt der Heranbildung qualifizierter Mitarbeiter und zuverlässiger Nachfolger des Sozialismus mit chinesischen Merkmalen, sowie auf die Aussichten und die Zukunft des Staates und der Nation”, heißt es in einem von einer nordöstlichen Universität verabschiedeten Dokument (Bitter Winter).
In dem Dokument wird auch erklärt, dass die Nutzung der Religion durch ausländische Kräfte zur Infiltration Chinas keine religiöse, sondern eine politische Angelegenheit sei. Studenten ist es demnach auch verboten, religiöse Kleidung zu tragen und Lehrern ist es nicht erlaubt, sich während ihres Unterrichts positiv für irgendeine Religion auszusprechen.