
Heimische Kräuter sind vielseitig einzusetzen: sie verfeinern selbstgemachte Speisen, lassen sich gut zu Tees verkochen und werden seit Jahrtausenden aufgrund ihrer Wirkstoffe für verschiedene Therapien verwendet. Und mit wenig Aufwand und Zutaten lässt sich daraus Sirup machen, der uns mit Wasser aufgegossen als gesundes Erfrischungsgetränk durch den Sommer und Spätsommer bringt.
Auswahl der Kräuter
Je nach persönlichem Geschmack oder nach dem was der eigene Garten hergibt, lassen sich verschiedenste Kräuter für den Sirup verwenden. Man kann sich dabei auf eine einzige Kräuterart beschränken, oder wie in dem folgenden Rezept vorgeschlagen, ein Gemisch von unterschiedlichen Kräutern verarbeiten.
Bei der Kräuterernte ist zu beachten, dass diese besonders im Frühsommer und Sommer vor der Blütezeit besonders reich an Inhalts- und Aromastoffen sind. Zudem sollte man Kräuter immer in Morgens ernten, da sie zu dieser Tageszeit den höchsten Gehalt an Aromastoffen haben.
Die folgenden Kräuter werden für das Sirup-Rezept verwendet, können aber nach Belieben variiert werden:
Zitronenmelisse
Die Zitronenmelisse (Melissa officinalis) wächst in nahezu allen Gebieten Mitteleuropas und wird in dieser Gegend seit zumindest 2000 Jahren als Heilkraut verwendet. Vor allem bei nervösen Störungen und innerer Unruhe, wie Einschlafproblemen oder Kreislaufschwächen, kommt Zitronenmelisse zum Einsatz. Abgesehen von ätherischen Ölen, enthält die Zitronenmelisse auch Gerb- und Bitterstoffe, vor allem Rosmarinsäure, die krampflösend und entzündungshemmend wirken. Daher ist sie auch bei Magen-Darm-Problemen wohltuend. Vor allem Rosmarinsäure hat eine gute antivirale Wirkung, weshalb Melisse auch bei Erkältungen oder virale Entzündungen im Mund verwendet wird.
Zitronenmelisse verleiht dem Sirup einen frischen, herrlich zitronigen Geschmack und macht sich gut als Hauptkomponente des Kräutergemisches.
Salbei
Echter Salbei (Salvia officinalis) stammt eigentlich aus dem alten Ägypten, ist aber seit seiner Ansiedelung im europäischen Raum eine der ältesten und meistgenutzten heimischen Heilpflanzen. Salvia officinalis wird für Erkältungskrankheiten, Lungenerkrankungen, sowie bei lokalen Entzündungen, besonders Zahnfleischentzündungen, verwendet. Da Salbei abgesehen von verschiedenen ätherischen Ölen auch reich an Monoterpenen und Gerbstoffen ist, dient er zudem zur Schweißregulierung bei übermäßigem Schwitzen. Er wirkt stark antibakteriell und die im Salbei enthaltenen Diterpene haben in Studien Wirkung gegen Krebszellen gezeigt.
Salbei gilt auch seit jeher als Mittel gegen böse Geister und Störungen aus anderen Dimensionen. Im Mittelalter wurden Häuser rituell mit Salbei ausgeräuchert, um die Umgebung von Bösem zu reinigen. Zur Zeit der Pest wurde verstärkt mit Salbei geräuchert und Menschen rieben sich sogar den ganzen Körper mit Salbei ein, um den Erregern der Pest zu entgehen.
Vorsicht: Während Salbei im alten Ägypten zwar für die Steigerung der Fruchtbarkeit verwendet wurde, sollten schwangere oder stillende Frauen nicht zu viel Salbei zu sich nehmen. Dies gilt zwar vor allem für das hochkonzentrierte Salbeiöl, aber dennoch sollte auch dem Sirup in dieser Situation nicht zu viel Salbei beigemengt werden, beziehungsweise nicht zu viele Gläser getrunken werden. Salbei enthält östrogenartige Verbindungen, die sich negativ auf den Milchfluss der Mütter auswirken können. Aus diesem Grund wird Salbei oftmals als natürliches Abstillmittel empfohlen.
Im Sirup führt Salbei zu einer erfrischenden, aber herben Geschmacksnote, daher sollte er sparsam verwendet werden, sollte das Getränk für Kinder zubereitet werden.

Thymian
In der Naturmedizin gilt Thymian als hervorragendes Heilkraut und wurde 2006 sogar zur Heilpflanze des Jahres ernannt. Die Pflanze wird eingesetzt um Erkältungskrankheiten, Husten und Magenbeschwerden zu lindern und wirkt ebenfalls antibakteriell und entzündungshemmend. Thymian spielte bereits in der traditionellen antiken sowie mittelalterlichen Heilkunde eine wichtige Rolle. Auch Hildegard von Bingen empfahl das Heilkraut in ihren Aufzeichnungen bei Atemnot oder Keuchhusten. Der medizinisch bedeutsamste Bestandteil von Thymian ist das reichlich im ätherischen Öl der Pflanze enthaltene Thymol. Er enthält aber auch wichtige Gerb- und Bitterstoffe und Zink, die unter anderem wichtig für ein funktionierendes Immunsystem sind.
Thymian schmeckt sehr intensiv und sollte daher nur sparsam verwendet werden, gibt dem Sirup aber eine interessante Geschmacksnote.
Rezept für den Kräutersirup:
Sie benötigen:
- Frische Kräutermischung (je nach Geschmack, kann bei Bedarf auch aus einem einzelnen Kraut bestehen) – Menge je nach gewünschter Intensität; in diesem Rezept wurden knapp zwei Hände voll für eineinhalb Liter Wasser verwendet. Der Hauptanteil war Zitronenmelisse, ein paar Stämmchen Salbei und ungefähr 5 Stämmchen Thymian.
- 1,5 Liter Wasser
- 1,5 Kilo Zucker (kann normaler Zucker, speziell für Sirup sein, oder als Tipp auch reine Dextrose, also Traubenzucker sein, wodurch der Sirup auch bei Unverträglichkeit von Fructose hergestellt werden kann).
- 40 Gramm Zitronensäure (am besten in Pulverform)
- Bei Bedarf etwas Zitronen- oder Limettensaft
- Einen Topf mit Deckel
- Einen Löffel oder Kochlöffel zum Umrühren
- Trichter oder Schnabelgefäß zum Abfüllen
- Glasflaschen, um den fertigen Sirup abzufüllen
Herstellung:
- Zucker und Wasser vermengen und aufkochen lassen, dabei immer wieder umrühren. Das Wasser muss solange gekocht werden, bis sich der Zucker vollständig auflöst und das Gemisch klar wird.
- Das Gemisch abkühlen lassen bis es maximal 40°C erreicht hat beziehungsweise lauwarm ist.
- Zitronensäure zufügen und gut umrühren.
- Kräuter in den Topf hinzugeben und gut umrühren. Es ist wichtig, dass die Kräuter nicht bei Temperaturen über 40°C eingerührt werden, da man sonst ätherische Öle verliert.
- Die Kräuter im Topf lassen, mit dem Deckel zudecken und für 48 Stunden bei Raumtemperatur an einem dunklen Ort ziehen lassen.
- Nach 48 Stunden die Kräuter abseihen. Dafür eignet sich am besten ein Baumwolltuch.
- Glasflaschen im Backrohr für einige Minuten bei 120 Grad sterilisieren.
- Den Sirup mit Hilfe eines Trichters oder Schnabelgefäß in die heißen Glasflaschen abfüllen (Vorsicht: heißes Glas!).
- Die Flaschen verschließen – und fertig ist der selbstgemachte Sirup.
- Der Sirup sollte an einem dunklen Ort gelagert werden, um Oxidation und Gärung zu vermeiden.
Nach dem Öffnen sollte der Sirup im Kühlschrank aufbewahrt werden und alsbald verbraucht werden.
Der Sirup schmeckt wunderbar mit normalem Leitungswasser oder Mineralwasser. Besonders erfrischend ist er mit Eiswürfel und einem Stämmchen frischer Zitronenmelisse.
Tipp: Wenn man den Sirup in kleine Fläschchen (beispielsweise wie am Titelbild in 300 Milliliter Flaschen) abfüllt, ist der Sirup ein wunderbares Mitbringsel. Er eignet sich auch sehr gut für Grillfeiern, als tolle alkoholfreie Alternative für Sommergetränke und Cocktails.