
Seit Monaten protestieren Millionen Menschen in Hongkong auf den Straßen. Was als Protest gegen das umstrittene Auslieferungsgesetz für verdächtige Personen nach China begann, hat sich längst in etwas viel Größeres verwandelt. Furchtlos und großteils friedlich stellen sich die Hongkonger dem chinesischen Regime entgegen. Der im kanadischen Exil lebende Comiczeichner Daxiong illustriert die Bewegung in ausdrucksstarken Bildern.
Im Juni begannen die bis heute andauernden Demonstrationen in Hongkong um die Unabhängigkeit von der kommunistischen Partei in China (KPCh) zu wahren. Guo Jingxiong, der unter dem Künstlernamen Daxiong arbeitet und unter anderem schon Illustrationen für Star Wars Adventures gemacht hat, entwarf das „Titelbild“ der Widerstandsbewegung in Hongkong.
Das Titelbild des Widerstands
Die Comiczeichnung von Daxiong mit der jungen Frau mit gelbem Regenschirm, die ein Kind vor der Tränengasflut der Polizei schützt, geht um die Welt. Die chinesischen Worte „Hongkong widersteht“ sind zu dem Mantra der Demonstranten geworden.
„Als ich sie [die Hongkonger Demonstranten] im Fernsehen auf der Straße marschieren sah, fühlte ich, dass sie etwas brauchen, das sie in ihren Händen halten können, also dachte ich, ich entwerfe ihnen etwas.“, sagte der preisgekrönte Comiczeichner in einem Interview mit The Epoch Times.
„Ich gehöre zu der Generation, die nach der Kulturrevolution Chinas geboren wurde. Damals wurden praktisch alle Aspekte der Tradition auf dem Festland gelöscht, mit Ausnahme der Kampfkultur der Kommunistischen Partei Chinas.“, erzählt Guo.

Mit seinen Werken möchte sich Guo klar gegen diese Kampfkultur stellen. Er fühle sich als Künstler verantwortlich „Werke zu erschaffen, die auf der ‘Seite der Rechtschaffenen’ stehen würden”. Die Rechtschaffenen sind für ihn die friedlichen Demonstranten, die mit ihrem ausdrucksstarken, aber gewaltfreien Widerstand für die Integrität ihrer Heimat und Zukunft plädieren.
Guo ist sich der Verantwortung seiner Kunstwerke, die mittlerweile bei den Protesten in großer Zahl hochgehalten werden und um die Welt gingen, bewusst. Er versucht mit den Worten auf den Zeichnungen umsichtiger zu sein. Er wolle sich bemühen die Botschaft noch postiver einfließen zu lassen.
Die friedlichen Proteste stellen in den Augen des Künstlers einen „edlen Weg“ dar, auf dem die Hongkonger die „Gesetzlosigkeit mit Prinzipien bekämpfen“ würden.
„Die Kommunistische Partei Chinas, wie wir sie kennen, ist in Gewalt verwurzelt. Deshalb können Gewalt oder Lügen jeglicher Art in der Welt ihr Schicksal nicht besiegeln. Denn diese Eigenschaften entsprechen der Partei und würden mit ihr verschmelzen. Aber was die kommunistische Partei Chinas fürchte, ist das Gegenteil von Gewalt. Nämlich Wahrheit, Ruhe und Besonnenheit.“, ist Guo überzeugt.
Die Geschichte des Künstlers
Der heute 43-jährige hat im Jahr 2008 China verlassen, als Peking im Vorfeld der Olympischen Sommerspiele das strenge Vorgehen gegen Parteikritiker ausweitete. Dabei hatten einige seiner Kunstwerke den Zorn der Behörden der KPCh auf sich gezogen.
Bevor er mit einem speziellen Talentvisum in die USA ausreiste, machte der Künstler einen Zwischenstopp in Hongkong. Dort stellte er fest, dass die traditionelle Kultur Chinas in Hongkong, im Gegensatz zu Festlandchina, bewahrt werden konnte. Vor allem der Geist der Brüderlichkeit der Einwohner habe ihn berührt.
In seinem dritten Bild für die Hongkonger, einem kleinen Mädchen, das die Nationalblume Hongkongs hält und den Polizisten ruhig und unbeeindruckt gegenübersteht, schreibt er im Hintergrund: „Love my Hongkong“.

Zeit Stellung zu beziehen
Während zuerst alle Informationen in Festlandchina über die Proteste in Hongkong verschwiegen wurden, bezeichneten sie Regierungssprecher kürzlich als „terroristische Taten“.
„Aktuell ist die Informationsblockade so streng wie nie zuvor. Die Chinesen vom Festland haben gar keine Ahnung von den Berichten der Außenwelt über Xi Jinping, die Politik oder Hongkong. Es ist einfach alles blockiert. Die Menschen in China wissen überhaupt nichts.“, so Chen (Synonoym), ein 80-jähriger China-Experte aus dem Festland, der aus Sicherheitsgründen anonym bleiben möchte.
Seiner Meinung nach ist es für alle Chinesen jetzt an der Zeit Stellung zu beziehen.
„Als Intellektuelle, die allgemeingültige Werte unterstützen, müssen wir jetzt unsere Verantwortung übernehmen. Selbst wenn es das Leben kosten könnte, man muss jetzt mutig seine Meinung äußern, sonst ist man es nicht wert, als Experte bezeichnet zu werden. Dann ist man es nicht einmal Wert, ein Chinese oder ein Mensch zu sein.“, sagt er in einem Interview mit der Epoch Times.
Entschuldigungsbrief eines Polizisten: „Bitte verzeiht mir, dem Feigling!“
Kürzlich erschien ein Entschuldigungsschreiben eines Hongkonger Polizisten, im chinesischen Internet. Er erzählte darin, dass er überzeugt war, dass Demonstranten der „Abschaum der Bevölkerung“ seien. Er selbst und seine Kollegen waren deshalb froh, dass sie „mehr Gewalt anwenden“ durften. Als er jedoch sah, wie die Menschen unter den Polizeiattacken litten, änderte sich seine Einstellung.
Seine Entschuldigung richtete sich an alle Demonstranten in Hongkong, vor allem aber jenen des „Occupy Central Protests“.
„Als ich zum ersten Mal (die Reaktionen auf) das Tränengas sah, bereute ich es von Herzen. (…) Ich habe Angst, meine Stelle zu verlieren und deshalb lange überlegt, ob ich dies hier schreiben soll. Mein Gewissen konnte nicht zur Ruhe kommen. (…) Ich entschuldige mich herzlich bei Euch, Hongkongnesen! Bitte verzeiht mir, dem Feigling.“, schrieb er.
Auch die Demonstranten in Hongkong hielten Plakate mit Entschuldigungen hoch, als sie den Flugverkehr in Hongkong lahmlegten: „Entschuldigen Sie die Unannehmlichkeiten, aber wir kämpfen für unser Überleben.“, stand dort geschrieben, während sie den internationalen Fluggästen, die Verspätungen hatten, Informationsmaterial über die Situation in Hongkong gaben.