Friedrich Schiller – Die Worte des Glaubens

Friedrich Schiller – Die Worte des Glaubens

Schiller als Regimentarzt – von Philipp Friedrich von Hetsch (1758-1839) – Gemeinfrei

Der 1759 in Marbach am Neckar geborene Friedrich Schiller zählt bis heute zu den wichtigsten Persönlichkeiten der deutschen Literatur. An dem seinerzeit schon als „deutscher Shakespeare“ bezeichneten Dichter kommt heute kein Schüler vorbei. Für den Autor von unter anderem die “Räuber, der „Bürgschaft“ und des “Wilhelm Tell“ war Kunst die Befreierin der Menschen. In dem Gedicht „Die Worte des Glaubens“ nennt Schiller drei wichtige Grundwerte und deren unermessliche Bedeutung für die Menschheit.

Der im Jahre 1759 geborene Friedrich Schiller hätte eigentlich Pfarrer werden sollen, wäre es nach seinen Eltern gegangen. Doch diesen Plan durchquerte der residierende Herzog Carl Eugen von Württemberg, der sich begabte Schüler aus allen Schulen zuweisen ließ, um diese in seiner „Militär-Pflanzschule“, der Hohe Cars-Schule auf der Solitude in Stuttgart, für Militär und Beamtenschaft heranzubilden. Auch der damals vierzehnjährige Friedrich wurde einberufen und seine Eltern mussten sogar ein Dokument unterzeichnen, indem sie alle Rechte am Kind abgaben.

Sieben Jahre war er dort strengster Beobachtung und gnadenlosem Drill durch Lehrer und Aufseher ausgesetzt. Dabei waren keine Ferien und auch keine Besuche bei den Eltern erlaubt. Schiller studierte dort zuerst Jus, wechselte aber später zu Medizin.

Arrest und Schreibverbot

Schon damals zeigte sich Schillers Interesse an Literatur. Heimlich las er Werke von Shakespeare, Lessing und Goethe. Ebenso begann er selbst Gedichte zu schreiben. So begann er zu jener Zeit, um 1777 auch an seinem ersten bekannten Stück „Die Räuber“ zu arbeiten. Als er es bereits als fertiger Militärarzt 1781 veröffentlichen ließ, wurde es ein Riesenerfolg. Daraufhin wurde es in Mannheim als Theaterstück aufgeführt, zu dessen Uraufführung Schiller unerlaubt hinreiste. Dies und die Tatsache, dass es in dem Drama auch zur Auflehnung gegen die Obrigkeit kommt, brachte Schiller den Zorn des Herzogs ein, der ihm zwei Wochen Arrest und ein Schreibverbot auferlegte.

Schlussendlich musste Schiller sogar aus dem württembergischen Gebiet fliehen, um dem Absolutismus des Herzogs zu entkommen, um seiner von diesem missbilligten Leidenschaft für das Schreiben nachzugehen. So ist es nicht wunderlich, dass sich in Schiller eine tiefe Freiheitsliebe entwickelte.

Schiller und die Französische Revolution

Der freiheitsliebende Friedrich Schiller befürwortete grundsätzlich die Revolution in Frankreich. Doch dies änderte sich schnell, als die angewandte Gewalt zu eskalieren begann. Es erschütterte ihn zutiefst, welch barbarischen Auswüchse das Verhalten der Menschen erlangte.  

„Der Versuch des französischen Volkes, sich in seine heiligen Menschenrechte einzusetzen, und eine politische Freiheit zu erringen, hat bloß das Unvermögen und die Unwürdigkeit desselben an den Tag gebracht, und nicht nur dieses unglückliche Volk, sondern mit ihm auch einen beträchtlichen Teil Europens, und ein ganzes Jahrhundert, in Barbarei und Knechtschaft zurückgeschleudert. Der Moment war der günstigste, aber er fand eine verderbte Nation, die ihn nicht wert war, und weder zu würdigen noch zu benutzen wusste. Der Gebrauch, den sie von diesem großen Geschenk des Zufalls macht und gemacht hat, beweist unwidersprechlich, dass das Menschengeschlecht der vormundschaftlichen Gewalt noch nicht entwachsen ist, dass das liberale Regiment der Vernunft da noch zu frühe kommt, wo man kaum damit fertig wird, sich der brutalen Gewalt der Tierheit zu erwehren, und dass derjenige noch nicht reif ist zur bürgerlichen Freiheit, dem noch so vieles zur menschlichen fehlt.“

( Friedrich Schiller, Brief an den Herzog von Augustenburg, 13. Juli 1793

Die Suche nach dem Ideal einer Gesellschaft führte Schiller daraufhin, weg vom Gedanken der Revolte, wie er es noch in „Die Räuber“ verarbeitete, zurück zur griechischen Antike und dem Streben nach Vernunft, Harmonie und Ausgewogenheit. Im Zentrum standen, ganz nach den antiken Vorbildern Werte wie Menschlichkeit, Toleranz, Selbstbestimmung und Schönheit.

Dichtung und klassische Kunst sollten nach Schiller den Menschen dabei unterstützen, in der Realität wahrlich frei zu werden. Spielerisch soll der Zuschauer dazu eingeladen werden, größer und erhabener zu denken. Die „schöne Seele“, welche losgelöst von allen irdischen Wünschen und Leidenschaften ist und so die Ebene absoluter Erhabenheit erreicht, sei laut Schiller das höchste Ziel des Menschseins.

“Wie verwahrt sich aber der Künstler vor den Verderbnissen seiner Zeit, die ihn von allen Seiten umfangen? Wenn er ihr Urteil verachtet. Blicke aufwärts nach seiner Würde und dem Gesetz, nicht niederwärts nach dem Glück und nach dem Bedürfnis!”

(Friedrich Schiller)
Schiller auf der Flucht mit seinem Freund Andreas Streicher – von Maximilian (Max) Stieler (1825-1897) Gemeinfrei

“Es ist nicht wahr, was man gewöhnlich behaupten hört, daß das Publikum die Kunst herabzieht; der Künstler zieht das Publikum herab, und zu allen Zeiten, wo die Kunst verfiel, ist sie durch die Künstler verfallen.”

(Friedrich Schiller)

Die Würde des Menschen

Schillers Grundüberzeugung war es, dass der Mensch befähigt ist, nach der „göttlichen Tugend“ und den höheren Idealen zu streben. Sein Gedicht „Die Worte des Glaubens“ handelt von den drei allgemeingültigen Grundwerten Freiheit, Tugend und der Glaube an Gott, die der Mensch zu bewahren habe, da der Wert und die Würde der Menschheit auf diesen beruhen würden.

Die Worte des Glaubens

Drei Worte nenn ich euch, inhaltschwer,

Sie gehen von Munde zu Munde,

Doch stammen sie nicht von außen her,

Das Herz nur gibt davon Kunde.

Dem Menschen ist aller Wert geraubt,

Wenn er nicht mehr an die drei Worte glaubt.

Der Mensch ist frei geschaffen, ist frei,

Und würd er in Ketten geboren,

Laßt euch nicht irren des Pöbels Geschrei,

Nicht den Mißbrauch rasender Toren.

Vor dem Sklaven, wenn er die Kette bricht,

Vor dem freien Menschen erzittert nicht.

Und die Tugend, sie ist kein leerer Schall,

Der Mensch kann sie üben im Leben,

Und sollt er auch straucheln überall,

Er kann nach der göttlichen streben,

Und was kein Verstand der Verständigen sieht,

Das übet in Einfalt ein kindlich Gemüt.

Und ein Gott ist, ein heiliger Wille lebt,

Wie auch der menschliche wanke,

Hoch über der Zeit und dem Raume webt

Lebendig der höchste Gedanke,

Und ob alles in ewigem Wechsel kreist,

Es beharret im Wechsel ein ruhiger Geist.

Die drei Worte bewahret euch, inhaltschwer,

Sie pflanzet von Munde zu Munde,

Und stammen sie gleich nicht von außen her,

Euer Innres gibt davon Kunde,

Dem Menschen ist nimmer sein Wert geraubt,

Solang er noch an die drei Worte glaubt.

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