Farben und was sie in Ost und West traditionell bedeuten

Color tempera water based paints on light wooden surface

Farben und was sie in Ost und West traditionell bedeuten

Farben haben im Westen oft andere Symbolik als im Osten. (Bild: iStock)

Verschiedene Kulturen assoziieren Farben mit jeweils unterschiedlichen Bedeutungen. Das Farbverständnis und die Bedeutung dahinter waren im alten China von der Fünf-Elemente-Lehre beeinflusst. Daher unterscheidet sie sich oft vollkommen von den traditionellen Assoziationen in der westlichen Kultur. Hier eine Zusammenfassung der wichtigsten Unterschiede.

Rot

In der westlichen Kultur gilt die Farbe Rot grundsätzlich als aggressiv und steht daher für Gefahr. Diese Assoziation entwickelte sich bereits in der Antike, wo Rot mit Feuer und Blut in Verbindung gebracht wurde und daher mit dem Kriegsgott Mars verwoben war. Stoppschilder und negative Zahlenwerte, wie zum Beispiel an der Börse, aber auch Fehler in Hausarbeiten der Schulkinder, werden in Rot dargestellt.

In der westlichen Kultur der Antike wurde der Kriegsgott Mars oft mit blutrotem Mantel dargestellt und mit Gefahr und Aggressivität assoziiert. Hier Mars and Rhea Silvia von Rubens. (Bild: wikipedia Public Domain)

In der chinesischen Kultur ist die Bedeutung genau umgekehrt. Rot steht dort für Freude und Glück. Am wichtigsten chinesischen Feiertag, dem chinesischen Neujahrsfest, werden Geldgeschenke immer in roten Umschlägen verschenkt. Ebenso steigende Börsenkurse werden in China übrigens – konträr zum Westen- in Rot angezeigt.

Im modernen China wird Rot oftmals für Werbeanzeigen verwendet, um positive Assoziationen mit den Produkten zu erzielen. Auch das regierende kommunistische Regime verwendet hauptsächlich Rot in ihren Symbolen. Wenn man jedoch die aktuelle Menschenrechtslagein China betrachtet, wäre es wahrscheinlich treffender, die Farbe der kommunistischen Partei Chinas mit den zuvor beschriebenen westlichen Bedeutungen zu assoziieren.

Gelb

Eine Farbe, deren Bedeutung in der westlichen und traditionellen chinesischen Kultur unterschiedlicher nicht sein könnte, ist die Farbe Gelb. Während im frühen Christentum Gelb  mit Neid – also mit einer der sieben Todsünden- in Verbindung gebracht wurde, galt sie im alten China als göttliche und nobelste Farbe.

Laut der Fünf-Elemente-Lehre gehört Gelb zum Element Erde und steht daher im Zentrum der Elemente. Daher wurde es als  die Grundfarbe aller Farben angesehen. Man glaubte zudem, dass  Gelb Yin und Yang erzeugt und daher alles in Einklang bringt. Durch die Assoziation der Farbe mit dem Göttlichen war die Farbe vor allem in der Han-Dynastie nur dem Kaiser und höchsten Herrscherfamilien vorbehalten. Auch viele buddhistische Tempel sind in strahlendes Gelb und Gelbgold gehüllt.

Im traditionellen China galt gelb als göttliche Farbe. (Bild: iStock)

Ganz anders war es im Mittelalter in der westlichen Kultur. Hier war Gelb als Farbe der Schande bekannt und musste von Frauen mit unehelichen Kindern, Prostituierten oder sogenannten Hexen getragen werden. Gab es in einem Haus ansteckende Krankheiten oder eine geächtete Person, wurde die Haustüre kurzerhand in Gelb gestrichen. Sah man vor einer Stadtmauer die gelbe Fahne, war dies ein Symbol, dass die Pest in der Stadt ausgebrochen war.

Das modernere China hat sich teilweise an der alten westlichen Symbolik orientiert: Seit der Kulturrevolution wird die gelbe Farbe oftmals mit Pornografie in Verbindung gebracht.

Weiß

In beiden traditionellen Kulturen steht Weiß für Reinheit und Unschuld, aber auch für Heiligkeit und Erlösung. Allerdings gibt es doch einen bedeutenden Unterschied: während Weiß in der westlichen Kultur freudig mit Taufen und Hochzeiten assoziiert wird, trägt man es im alten China bei Begräbnissen, um Trauer zu symbolisieren. Aus diesem Grund ist es in China bis heute verpönt Geschenke in weißes Papier oder Kuverts zu geben.

Frauen in traditionellem Weiß als Zeichen der Trauer mit Bildern von getöteten Falun-Gong-Praktizierenden in China. (Bild: Dai Bing/Epoch Times)

Schwarz

In der westlichen Kultur gilt Schwarz seit jeher als Farbe der Trauer. In der traditionellen chinesischen Kultur steht die Farbe Schwarz unerwarteterweise für das Element Wasser. Während es dabei zwar für Zerstörung und Chaos steht, symbolisiert es aber auch das Mysteriöse. Der Farbe Schwarz wurde in der chinesischen Kultur viel Respekt entgegengebracht. Das lag auch daran, dass  der Nordstern, der am tiefschwarzen Nordhimmel erschien,  laut traditionellem Glauben das Reich des Tian Di (Herrscher des Himmels) sei. Daher wurde Schwarz im alten China auch als „Königin aller Farben“ bezeichnet.

Blau

Die blaue Kleidung der heiligen Maria im Christentum symbolisiert ebenso wie im traditionellen China die Verbindung zum Himmlischen. (Bild: iStock)

Die Farbe Blau ist eine der wenigen Farben, bei welcher es kaum einen kulturellen Unterschied in der Bedeutung gibt. Sowohl in der traditionellen westlichen als auch chinesischen Kultur steht sie für das Himmlische. Im Christentum steht blau zudem für Treue und Loyalität, was sich unter anderem in den blauen Gewändern der Heiligen Maria widerspiegelt. Im alten China symbolisiert Blau passend zum Himmlischen auch Heilung und Unsterblichkeit.

Nach der Fünf-Elemente Lehre steht Blau auch für Holz, was unter anderem auch stabile Stärke verkörpert. Daher wurde es im alten China zudem mit Männlichkeit in Verbindung gebracht. Auch in der westlichen Kultur ist es üblich, dass mit Blau die Geburt eines Jungen symbolisiert wird.

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