Entschlüsselung der chinesischen Schriftzeichen (6) – Wie sind die vereinfachten Schriftzeichen entstanden?

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Entschlüsselung der chinesischen Schriftzeichen (6) – Wie sind die vereinfachten Schriftzeichen entstanden?

Vereinfachte Schrift aus alter Zeit. (Bild: iStock)

Dem interessierten Leser ist vermutlich bekannt, dass in der Volksrepublik China die sogenannten vereinfachten Schriftzeichen benutzt werden, während man in Hongkong, Macau und Taiwan noch die  traditionellen Schriftzeichen liest und schreibt. Was viele Menschen nicht wissen, ist, dass es in China mindestens seit über Tausend Jahren vereinfachte Schriftzeichen gibt, die unter dem Volk weit verbreitet waren. 

Vereinfachte Schriftzeichen gab es bereits in der alten Zeit 

Das Schreiben soll  sowohl Kommunikation und Dokumentation vereinfachen, als auch Emotionen ausdrücken. Da im alten China mit dem Pinsel geschrieben wurde, entwickelten sich nacheinander die Siegelschrift (篆書, zhuànshū), die Kanzleischrift (Offizielle Schrift, 隸書, Lìshū), die Regelschrift (Blockschrift, 楷書, Kǎishū), die Kursivschrift ( 行書, Xíngshū) und die Grasschrift (草書, Cǎoshū).

Im Vergleich zu den drei anderen Schrifttypen achtet man bei der Kursiv- und Grasschrift nicht mehr darauf, dass die Striche einer nach dem anderen ordentlich geschrieben werden, wie es eigentlich sein soll. Stattdessen sind die Striche des einzelnen Schriftzeichens bei der Kursivschrift möglichst durchgehend miteinander verbunden, sodass die einzelnen Schriftzeichen auch “einfacher” aussehen. Da man auf diese Weise schneller schreiben kann, war die Kursivschrift schon in der alten Zeit sehr beliebt für den Briefverkehr oder für den Entwurf eines Artikels. Sie war sozusagen die Schreibschrift für den Alltagsgebrauch.

Grasschrift (Bild: Wikipedia)

Bei der Grasschrift geht man noch einen Schritt weiter. Die Striche sind nicht nur durchgehend miteinander verbunden, sondern auch uneinheitlich, verstreut und verschlungen. Sie ist für ungeübte Leser nahezu unleserlich, weil man die originalen Striche nach der Veränderung oft nur noch erahnen kann. Deswegen ist die Grasschrift wirklich nicht jedermanns Sache. Sie gehört nur zum künstlerischen Bereich. Vor allem die sogenannte “Wilde Grasschrift” oder “Verrückte Grasschrift” zählt zu dem freiesten Schrifttyp der chinesischen Kalligrafie. Ein Schreibkünstler muss alle vier anderen Schriftarten beherrscht haben, bevor er mit der Grasschrift anfangen kann. 

Durch die Kursivschrift und Grasschrift kannten und benutzten die Chinesen also schon vereinfachte Schriftzeichen und diese vereinfachten Schriftzeichen werden auch heute in Hongkong und Taiwan als Handschrift benutzt.

Da die Kursivschrift und Grasschrift freier und nicht geregelt sind, sind sie nicht geeignet für gedruckte Schriftstücke. Seit der Erfindung des Buchdrucks in China um das Jahr 1000 n. Chr. ist die Regelschrift bis heute die gängigste Schriftart, weil die meisten Bücher in der Regelschrift gedruckt sind. 

Im nächsten Artikel gehen wir darauf ein, warum die Kommunistische Partei Chinas die Schriftzeichen noch mehr vereinfachen wollte, obwohl es bereits vereinfachte Schriftzeichen gab.

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