
95% der Österreicher benutzen Teebeutel um sich ihren Tee zuzubereiten, wobei verschiedene Kräutermischungen meist den Inhalt des Beutels darstellen. Aber das ist bei weitem nicht alles, was das traditionelle Getränk aus der Kultur des alten Chinas zu bieten hat. Tauchen Sie mit uns im zweiten Teil dieser Artikelreihe in die unendlichen Weiten des traditionellen Tees, jenseits des klassischen Teebeutels, ein und überraschen Sie das nächste Mal ihre Lieben mit einem Teeerlebnis der besonderen Art.
„Tee“ ist eigentlich ein Überbegriff für Aufgussgetränke, die aus Blättern oder Blattknospen der Teepflanze (Camellia sinensis) zubereitet werden. Aufgüsse aus Kräutern, Früchten oder Gewürzen zählen strenggenommen nicht zum Tee, sondern werden als „teeähnliche Erzeugnisse“ definiert. Unterschieden werden jedoch Unterfamilien der Camellia sinensis, sowie verschiedene Fermentationsgrade und Verarbeitungsvorgänge des Tees. Im folgenden Artikel erfahren Sie mehr über die beliebtesten, meistgetrunkenen und teuersten Teesorten weltweit.
Grüner Tee
Bei diesem Klassiker unter den Tees handelt es sich um nichtfermentierte Blätter der Camellia sinensis. Frisch gepflückte Blätter werden nur mit Wasserdampf und trockener Hitze verarbeitet. Der Aufguss für Grünen Tee sollte nicht zu heiß (ideale Wassertemperatur: 80°C) und die Ziehzeit nicht länger als 3 Minuten sein. Grüner Tee wird in China zu allen Anlässen getrunken und besitzt eine angenehme Bitterkeit. Aber Grüner Tee ist nicht gleich Grüner Tee. Zu den bekannstesten Grünteesorten zählen Longjing („Drachenquelle“) und Huangshan Maofeng Tee. Beide Sorten zeichnen sich durch einen besonders milden und leicht süßlichen Geschmack aus.
Eine besondere Form des Grünen Tees stellt Matcha dar. Dies ist gemahlener Grüntee aus vollbeschatteten Blättern, die mit lichtundurchlässigen Netzen geschützt werden, um durch Verlängerung der Reifezeit die Qualität zu verbessern. Um 30 Gramm hochwertiges Matcha Pulver zu erhalten, benötigt man dazu eine ganze Stunde mit der dabei traditionell verwendeten Granitsteinmühlen, was Matcha zu einer besonders wertvollen Grünteeart macht.
Schwarzer Tee
Schwarzer Tee heißt in China eigentlich Roter Tee und gilt als meistkonsumierter Tee weltweit. Beim Schwarztee werden die von der Teepflanze geernteten Pflanzenteile, im Gegensatz zum Grünen Tee, bei etwa 30°C fermentiert. Bei diesem Vorgang oxidieren die in den Blättern enthaltenen Gerbstoffe, was zur kupferroten Farbe führt. Schwarze Tees werden bei hoher Wassertemperatur, die 100° betragen sollte, zubereitet. Der Qimen Tee gilt unter Kennern als der beste chinesische Schwarztee. Das Aroma ist fruchtig und schmeckt etwas nach getrockneten Pflaumen und Blumen. Weitere besondere Schwarzteesorten sind der Lapsang Souchong, der über brennendem Kiefernholz getrocknet und anschließend in einer Eisenpfanne geröstet wird und daher einen dem Whisky ähnlichen Geschmack besitzt. Oder der Yonnan Dian Hong, der gemeinsam mit Litschi Früchten und Rosen fermentiert wird. Klassische Schwarzteesorten wie Asaam oder Darjeeling stammen von der indischen Variation der Carmellia sinensis.
Oolong- Tee
Eine weitere sehr beliebte chinesische Teesorte ist der Oolong Tee, was übersetzt so viel wie „Schwarzer Drache“ oder „Schwarze Schlange“ bedeutet. Der Legende nach soll sich ein Teebauer im alten China, als er gerade seine Teeblätter erntete, beim Anblick einer schwarzen Giftschlange so erschrocken haben, dass er die geernteten Blätter fallen ließ und floh. Als er nach einiger Zeit wieder den Mut gefunden hatte zurück auf sein Feld zu gehen, waren die Blätter bereits halb-oxidiert und schwarz. Der Teebauer wollte jedoch nicht seine Ernte verschwenden und bereitete mit den Blättern einen Teeaufguss, der zu seiner Verwunderung, einen besonders wohltuenden Geschmack aufwies. So wird Oolong Tee auch heute noch halb-fermentiert zubereitet. Die Blätter sind dabei üblicherweise dunkel, aber noch grün. Der Geschmack ist dem Grüntee ähnlich, allerdings mit einem intensiveren Aroma.
Die bekannteste Oolong Teesorte ist der Tin Kuan Yin, der auch Guanyin genannt wird. Er hat einen milden und weichen Geschmack und wird üblicherweise mit frischem Quell- oder Brunnenwasser aufgegossen. Seinen Namen „Guanyin“ (sinngemäße Übersetzung: „die auf die Welt niederschaut und ihre Schreie hört“) verdankt die milde Teesorte der chinesischen Göttin der Barmherzigkeit.
Der Legende nach, war Guanyin, zu ihren Lebzeiten die Tochter eines Königspaares und trug den Namen Miaoshan. Ihr Vater wollte sie an einen ausgewählten Mann von hohem Stand verheiraten, aber sie weigerte sich und wollte buddhistische Nonne werden. Daraufhin sperrte ihr Vater sie zuerst ohne warme Kleidung, Essen oder Trinken in den Hof, was Miaoshan aber nicht von ihrer Entscheidung abbringen ließ. Später veranlasste ihr Vater ihre Äbtissin, sie nur die niedrigsten Arbeiten verrichten zu lassen und setzte schließlich sogar ihr Kloster in Brand. Aber keine Widrigkeit brachte Miaoshan von ihrem Glauben und ihrem gewählten Weg ab. Sie blieb reinen Herzens und beschwerte sich nie.
Der König, der deshalb in unkontrollierte Rage über seine Tochter geriet, schickte Soldaten, die Miaoshan schließlich hinrichteten. Miaoshan bewahrte auch in diesem Moment ihren Glauben und aufrichtige Gedanken. Als ihre Seele daraufhin, wie alle menschlichen Seelen, zunächst in die Unterwelt wanderte, überstrahlte ihre Seele aufgrund ihres tugendhaften Lebens die gesamte Unterwelt, welche sich daraufhin in ein wunderbares Paradies verwandelte. Dadurch konnten sogar verdammte Seelen wieder aus der Unterwelt befreit werden, woraufhin die Götter der Unterwelt den höchsten Gott baten, Miaoshan aus der Unterwelt zu sich zu nehmen.

Der höchste Gott erhörte diese Bitte und brachte Miaoshan auf die Insel Zhoushan. Dort wurde ihre Seele wieder mit ihrem Körper vereinigt, damit sie dort durch Meditation schließlich die Vollendung erreichen konnte. Von da an nutzte Miaoshan ihre Fähigkeiten, um Menschen, die in Gefahr schwebten zu retten, darunter auch ihren Vater, den sie ohne Groll vor der Beulenpest sowie einem Mordanschlag beschützte. Davon tief bewegt, veränderte sich ihr Vater, bereute seine vorherigen Taten und lebte fortan in tiefem Glauben.
Der Oolong Tee, der dieser Göttin gewidmet wurde zählt zu den 10 wertvollsten Teesorten Chinas.
Als teuerster und speziellster Oolong Tee, gilt der Da Hong Pao aus dem Wuyi-Gebirge. Da Hong Pao bedeutet übersetzt „große rote Robe“ und soll der Legende nach, die Mutter eines Kaisers der Ming-Dynastie von einer schweren Krankheit geheilt haben. Er wächst am Fuße des Temples von Tianxin Yongle und wurde über Jahrhunderte von den dortigen Mönchen gepflegt. Während der Kulturrevolution im Jahre 1958 wurden die Mönche von dem kommunistischen Regime aus dem Tempel vertrieben und mussten die Teepflanzen unbeaufsichtigt zurücklassen. Als die Mönche in den 1990er Jahren zurückkehren konnten, waren nur noch drei Mutterpflanzen der ersten Generation übrig. Von diesen Mutterpflanzen, die bereits über 300 Jahre alt sind, dürfen jährlich nur einige Hundert Gramm Blätter geerntet werden und werden rund um die Uhr bewacht. Dieser Tee ist nicht im Handel erhältlich und wird nur an sehr ausgewählte Ehrengäste in China serviert. Der geschätzte Wert von 1000g Da Hong Pao liegt bei 1 Million Euro. Das sind etwa 10.000 Euro für eine Tasse dieses Tees.
Pu´Erh Tee
Diese Teesorte zählt zu den ältesten Sorten Chinas und bezeichnet mehrere Jahre gereiften Tee aus der Pu’er in der Provinz Yunnan. Durch diese spezielle Art der Reifung erhält dieser Tee einen besonders kräftigen und erdigen Geschmack. Da er zudem auch besonders heilende Wirkungen haben soll, galt er bis in die Neuzeit als so teuer, dass er nur der Oberschicht Chinas vorbehalten war. Mit einem Preis von umgerechnet 800 Euro pro 1000g ist er mittlerweile – für einen außergewöhnlichen Genuss zu einem besonderen Anlass – für die breiteren Massen einigermaßen erschwinglich.

Weißer Tee
Als Weißer Tee wird eine besondere Art des Grüntees bezeichnet, bei der es sich um eine Spezialität handelt, die nur in China produziert wird. Dabei wird der Tee lediglich zu zwei Prozent „anfermentiert“, was während des Welkprozesses auf natürlichem Weg vonstatten geht. Die Häärchen an der Blattunterseite der welken Blätter haben eine weiß-silberne Farbe, wodurch der Tee seine Bezeichnung erlangte.
Durch diesen nur sanften und kurzen Fermentierungsprozess behalten die Teeblätter ihre gesamten Inhaltsstoffe. Beispielsweise bleiben die im Tee enthaltenen Antioxidantien vollständig erhalten, was viele gesundheitsfördernde „Nebenwirkungen“ mit sich bringt. Aus der traditionellen chinesischen Kultur stammt die Ansicht, dass weißer Tee sogar den menschlichen Alterungsprozess verlangsamen könne.
Die bekannteste und teuerste Sorte von Weißem Tee ist Baihaao Yinzhen („Silbernadel“), für dessen Zubereitung nur ungeöffnete Blattknospen verwendet werden dürfen. Um auf diese Weise 1 kg fertigen Tee zu erhalten, werden bis zu 30.000 Stück Blattknospen benötigt. Das Aroma des weißen Tees ist zart, leicht und süßlich.
Ein weiterer sehr spezieller Weißer Tee ist Pai Mu Tan („Weiße Pfingstrose“), der aus fermentierten weißen Blattspitzen hergestellt wird. Dieser Tee wird nur in sehr geringen Mengen produziert und schmeckt duftig herb und leicht rauchig. Seine Intensität kann zwischen Oolong und Grüntee eingeordnet werden.
Gelber Tee
Dieser leicht fermentierte Tee, dessen Ziehzeit maximal 60 Sekunden beträgt, ist ebenfalls eine Spezialität, die nur in China produziert wird. Gelber Tee ist daher schwer zu erhalten, gilt aber als äußerst gesundheitsfördernd. Er ist sehr mild und somit für Menschen mit empfindlichem Magen gut bekömmlich. In China gilt der Gelbe Tee Junshan Yinzhen als der „König des Gelben Tees“ und wird daher gerne an hochrangige internationale Gäste als National-Geschenk überreicht.
Eine weitere nennenswerte Gelbe Teesorte ist der Huoshan Huangya Tee, der in der Ming und Qing-Dynastie als kaiserlicher Tribut-Tee bezeichnet wurde. Das Verarbeitungsverfahren dieses Tees war angeblich lange Zeit verloren gewesen und wurde erst in den 70er Jahren wiederentdeckt. Das einzigartige und erfrischende Aroma dieses Tees erinnert an den Geschmack von Mais.
Der teuerste allgemein erwerbliche Tee
Sie erinnern sich bestimmt an den zuvor erwähnten wertvollsten Tee Da Hong Pao (1000g um 1 Million Euro) aus der Oolong Sorte. Er ist aber auch aufgrund seiner Seltenheit nicht der Allgemeinheit zugänglich. Welche ist nun aber die teuerste Tasse Tee, die jedermann mit genug Geld erwerben kann? Die Antwort ist „Panda Dung Tee“ von den Ya´an Bergein in Sichuan. 1000 g kosten 60.000 Euro, wodurch man mit einer Tasse Tee auf etwa 180 Euro kommt.
Pandas können die von ihnen gegessenen Bambus-Blätter nur zu 30% verwerten, was dazu führt, dass 70% der Pflanzenstoffe noch im ausgeschiedenen Panda-Dung enthalten sind. Dies wird gesammelt und für Teeaufgüsse verwendet. Der Geschmack soll außergewöhnlich erquickend sein, mild und nussig schmecken. Dieser Tee wurde erst im Jahr 2011 von dem Chinesen An Yanshi erfunden und gehört somit nicht zu den traditionellen Tees, sondern lässt sich eher in die Reihe „gut beworbenen Teesorten der letzten Jahre“ einordnen.

Die traditionelle Teekultur ist äußerst umfangreich, detailliert und reichhaltig. Sie geht weit über die bei uns beliebten Kräuter-Teebeutel hinaus.
Bevor Sie sich allerdings selbstständig in die Weiten der traditionellen Teekultur aufmachen, gilt es zu bedenken, dass nicht nur die Wahl der Teesorte eine wichtige Rolle spielt, sondern auch die Art der Zubereitung.
Im dritten und letzten Teil dieser Artikelserie geht es daher um spezielle Zubereitungsarten und verschiedene traditionelle Teezeremonien. Und für all jene Leser, die noch inspiriert werden möchten, bevor sie selbst zuhause zum Teemeister werden, gibt es einen kleinen Geheim-Tipp in der österreichischen Landeshauptstadt Graz, bei der man eine traditionelle Matcha-Teezeremonie erleben kann, die früher nur dem Hochadel, Samurais und Zen-Mönchen zugänglich war.