
Um das Phänomen der Nordlichter ranken sich viele Mythen und Legenden aus verschiedenen Kulturen. Tauchen Sie pünktlich zur Hauptsaison der Nordlichter in die mystische Welt der Aurora Borealis ein.
Die Nordlichter sind seit jeher ein sagenumwobenes und mystisches Phänomen. Auch die heutigen Wissenschaftler geben zu, dass vieles an der Aurora Borealis noch nicht vollständig entschlüsselt ist. Es ist also kaum verwunderlich, dass die Nordlichter die Grundlage für Mythen und Legenden verschiedenster Kulturen sind. Hier die bekanntesten Mythen aus verschiedenen Ländern:
Norwegen
In Norwegen gibt es seit der Zeit der Wikinger die Legende, dass die Nordlichter Reflexionen auf den Schildern der Walküren seien, die über den Himmel nach Walhall reisen. Walküren sind in der nordischen Mythologie weibliche Geistwesen aus dem Gefolge des nordischen Göttervaters Odin, die selbst Kriegerinnen waren. Die Wikinger glaubten, dass die Walküren mutige und ehrenvolle Kämpfer auswählen würden, um sie nach ihrem Tod nach Walhall in den Götterpalast Odins zu geleiten. Angemessen respektvoll richtet man daher bis heute in Norwegen seinen Blick auf die Polarlichter.
Schweden
Ebenso respektzollend verhält man sich in Schweden gegenüber der Aurora Borealis. Laut Legende zeigt sich das Nordlicht, wenn verstorbene Jungfrauen im Himmel tanzen, was mit den sanften Bewegungen der Lichter assoziiert wird. Daher war es in früherer Zeit üblich, die Nordlichter nicht direkt anzuschauen und respektvoll den Blick zu senken. Es durfte auch bei Tageslicht nicht über das faszinierende Phänomen gesprochen werden. Noch heute wird den Kindern in Schweden beigebracht, dass man die Aurora Borealis nicht anschreien oder anpfeifen darf.
Eine andere Interpretation aus schwedischen Volksgeschichten ist, dass das Licht eine Spiegelung von in der Nähe schwimmender, gigantischer Heringsschwärme sei und Glück bringen würde. Für schwedische Fischer waren die Nordlichter mit der Hoffnung auf eine gute Zukunft und die Verheißung auf einen Riesenfang verknüpft.
Grönland
In Grönland glaubte man, dass die Nordlichter die tanzenden und spielenden Seelen verstorbener Kinder seien, die auf die Rückkehr in ihre Heimatstätte warten. Wenn die Lichter sich tanzend über den Himmel bewegen, sind die Seelen glücklich und spielen. Wenn keine Nordlichter zu sehen sind oder sich diese nicht bewegen, glaubte man, dass die Kinderseelen traurig seien und deshalb versucht man in Grönland seit jeher —im Gegensatz zu Schweden — durch Pfeifen und Klatschen in Richtung Himmel die Seelen aufzumuntern.
Finnland
Laut einer finnischen Legende entstehen die Nordlichter durch den Fuchs Sámi, einem mystischen Himmelswesen. Während Sámi in kalten Winternächten über den Himmel läuft, entzündet sein Fuchsschwanz die Funken der Nordlichter. Wenn ein Mensch es schafft, den Himmelsfuchs einzufangen, soll er laut dem Volksmund Glück und endlosen Reichtum erhalten.
Kanada
Das Volk der Algonquin-Indianer in Kanada glaubten, dass die Nordlichter ein Symbol ihres Schöpfers Nanahbozho seien. Nachdem ihr Schöpfer seine Kreation beendet hatte, reiste er einen langen Weg Richtung Norden. Um die Menschen an seine immerwährende Liebe für sie zu erinnern, hinterließ er die Nordlichter, die südwärts reflektiert werden.
Nordamerika
Im hohen Norden Amerikas glaubten die Inuit seit Generationen daran, dass die Nordlichter die Seelen von Verwandten und Freunden seien, die verstorben sind. Wenn die Nordlichter über den Himmel tanzen, glaubte man, dass die Verstorbenen der Erde nahe waren und tanzen würden, um die Lebenden an ihre Präsenz zu erinnern.

Island
In Island gibt es die Legende, dass die Nordlichter werdenden Müttern bei der Geburt beistehen und ihre Schmerzen lindern. Noch heute ist es in Island so, dass die meisten Kinder in der Hochsaison für die Nordlichter geboren werden, also von November bis Januar. Allerdings dürfen laut dem Volksglauben werdende Mütter ihren Blick nicht direkt auf die Nordlichter richten, da die Kinder sonst schielen würden. Außerdem gilt rotes Nordlicht in Island als schlechtes Omen. Glücklicherweise ist Rot die am seltensten zu sehende Farbe der Aurora Borealis.
Russland
In Russland assoziiert man die Nordlichter mit dem bösen Feuerdrachen Ognenny Zmey. In den Überlieferungen stiftete der Drache Unfriede in Dörfern, indem er seine Magie nutzte, um allein gelassene Frauen zu verführen und die Männer gegeneinander aufzuhetzen. Die bekannteste Legende besagt, dass die Männer eines kleinen Dorfes im Norden Russlands in den Krieg ziehen mussten. Sie ließen einen einzigen Mann zurück, der in ihrer Abwesenheit die Verantwortung für das Dorf tragen sollte. Als die Männer aus der Schlacht zurückkamen, stellten sie zu ihrem Entsetzten fest, dass alle jungen Frauen schwanger waren. Voller Wut, wandten sie sich gegen den Mann, den sie mit der Verantwortung über das Dorf und die Frauen betraut hatten. Obwohl dieser schwor, die Frauen nicht angerührt zu haben, töteten sie ihn. Erst dann offenbarte sich der Feuerdrachen Ognenny Zmey, der der eigentliche Übeltäter war.
China
In China sind Nordlichter sehr selten und meist nur in der nördlichsten Gegend des Landes zu sehen. Dennoch gibt es viele Legenden in der traditionellen chinesischen Mythologie. Man sagt, dass die ursprünglichen chinesischen Drachenmythologien ihren Ursprung in den Nordlichtern haben. Im traditionellen China war man überzeugt, dass die Nordlichter den Kampf zwischen den göttlichen guten und bösen Drachen im Himmel zeigten.
Der Einblick, der den Menschen in den göttlichen Kampf gewährt wird, ist in China ein positives Zeichen. Man glaubt bis heute, dass Kinder, die während einer Nordlichtnacht gezeugt werden, von den Gottheiten mit einer guten Zukunft, Schönheit und Intelligenz gesegnet werden. Daher sind die nordischen Gebiete ein beliebtes Reiseziel für Hochzeitreisen frisch verheirateter Paare aus China und anderen asiatischen Ländern.