
Im alten China gab es einen Spruch: Ein Dummkopf ist nicht unbedingt dumm; Während andere um ihre persönlichen Vorteile kämpfen, kann er diese leicht nehmen. Was seines ist wird er behalten können, was nicht in seinem Schicksal vorgesehen ist, kann er auch nicht erkämpfen.
Was ist damit gemeint? Eine alte chinesische Volksweisheit erzählt die Geschichte eines reichen Mannes, eines Dummkopfes, sowie eines alten Mönchs und erklärt die Frage, wer wirklich dumm ist.
Laut dieser Erzählung lebte einst ein reicher Mann namens Wan. Er war sehr geizig und nahm keine Rücksicht auf die anderen. Eines Tages engagierte Wan einen Feldarbeiter. Dieser hieß Zhang. Zhang war ein ehrlicher und gütiger Mensch, aber da er nicht um persönlichen Gewinn kämpfte, nannten ihn die Einheimischen „dummer Zhang“.
Einmal sagt der Reiche zum dummen Zhang: „Wenn du für mich ein ganzes Jahr lang arbeitest, wirst du eine Kuh als Lohn bekommen.“ Der Feldarbeiter willigte ein und begann sogleich mit der Arbeit. Nachdem ein Jahr harter Arbeit vergangen war, wurde Zhang für seine Mühen jedoch nur mit einer Flasche Öl bezahlt.
Daraufhin sagte Zhang: „Sie versprachen mir eine Kuh.“

„Doch als Bezahlung gibt es nur eine Flasche Öl“, entgegnete der reiche Mann.
Obwohl der Wertunterschied zwischen einer Kuh und einer Flasche Öl enorm war, sagte Zhang nichts. Er nahm die Flasche und ging zum Tempel, dem er das Öl spendete. Mit leeren Händen kehrte der dumme Zhang wieder zum Reichen zurück. Als ihn dieser darauf ansprach, wo die Flasche sei, antwortete Zhang: „Ich nahm das Öl mit zum Tempel und spendete es diesem. Der Mönch behauptete daraufhin, ich sei ein großzügiger Spender.“
Dies gefiel dem Reichen nicht, da er dem Tempel im Laufe des Jahres eine ganze Wagenladung Öl gespendet hatte. Daraufhin habe er vom Mönch allerdings nur gehört, er sei ein kleiner Spender. Schnell eilte Wan zum Tempel und sah, dass der Mönch mit einem Lächeln auf ihn wartete.
Der alte Mönch streckte seine Hand aus und berührte sanft die Stelle zwischen den Augenbrauen des reichen Mannes. Plötzlich sah Wan ein klares Bild vor seinen Augen: Eine reiche Familie saß inmitten eines großen Innenhofes. Die Familie beschäftigte viele Diener, die auf fruchtbaren Feldern arbeiteten. Als Wan das Oberhaupt dieser Familie näher betrachtete, bemerkt er, dass dieser wohlhabende und gut gekleidete Mann in Wirklichkeit sein Feldarbeiter, der dumme Zhang war.
Im nächsten Moment hörte der reiche Mann einen Schrei. Er drehte sich um und sah einen dünnen, blinden Esel, der an einer Mühle angebunden war und von einem Mann ausgepeitscht wurde. Als Wan den Esel näher betrachtete entdeckte er, dass sein eigener Name auf dem Esel stand.

Voller Angst kehrte Wan von seiner Vision zurück. Der Mönch erklärte ihm: „Du sahst dein nächstes Leben. Du warst in diesem Leben gierig und unbarmherzig, also hast du nicht das Recht in deinem nächsten Leben als Mensch wiedergeboren zu werden. Um deine Schulden zurückzuzahlen, werden dir in deinem nächsten Leben Leiden widerfahren. Daher musst du in deinem nächsten Leben als ein blinder Esel reinkarnieren. Dein Arbeiter, der dumme Zhang, nahm den Verlust nicht ernst. Obwohl er für die harte Arbeit eines Jahres nur eine Flasche Öl bekam, spendete er diese trotzdem dem Tempel. Das erst ist wahre Güte. Für seine guten Taten bekommt er Glück und Segen in seinem nächsten Leben.“
Besorgt fragte der Reiche den Mönch was er tun könne, um sein Schicksal zu ändern und ebenfalls eine schöne Zukunft zu erhalten. Der alte Mönch erklärte ihm, dass es einfach sei. Du willst wissen wie dein nächstes Leben aussieht? Deine Taten in diesem Leben werden es dir zeigen. Gute Taten in diesem Leben werden dir ein schönes zukünftiges Leben bringen.
Daraufhin eilte der Reiche nach Hause und zahlte dem dummen Zhang die Kuh, die er ihm versprochen hatte, sowie eine weitere Flasche Öl als Entschuldigung.
In dieser Nacht träumte der reiche Mann von derselben Szene, die er im Tempel gesehen hatte, aber mit einer Ausnahme – der alte blinde Esel wurde nicht mehr ausgepeitscht. Nachdem der Reiche von seinem Traum erwachte, beschloss er sein Verhalten zu ändern. Er wurde schließlich ein bekannter Wohltäter.
Übrigens: Die chinesischen Wörter für „Kuh“ und „Öl“ klingen sehr ähnlich.