Tränen können in vielen Situationen fließen: Wenn man traurig oder glücklich ist, wenn man Verlust oder Barmherzigkeit empfindet, bei einem Abschied oder beim Zwiebeln schneiden. Jedoch sind Tränen nicht gleich Tränen. Untersuchungen zeigten, dass Tränen unter dem Mikroskop immer anders aussehen, je nachdem, mit welchen Emotionen und in welcher Situation sie vergossen wurden.
Der Mensch weint aus vielen verschiedenen Gründen. In positiven Momenten werden Tränen unter anderem aus Freude, Überwältigung oder Rührung vergossen. In negativen Momenten wie Trauer, Ärger, Verlust oder Belastung können ebenfalls Tränen fließen. Abgesehen davon gibt es auch noch „reizende“ Situationen, auf die man mit Tränen reagiert, wie beim Zwiebelschneiden oder wenn man etwas Scharfes isst.
Aus wissenschaftlicher Sicht werden Tränen in drei Arten unterteilt:
- Psychische Tränen, die durch extreme Emotionen (sowohl positiv als auch negativ) ausgelöst werden.
- Basale Tränen, die kontinuierlich produziert werden. Sie dienen der Befeuchtung der Hornhaut und der Reinigung des Auges.
- Reflex-Tränen, die als Antwort auf einen Reiz produziert werden. Dies kann ein mechanischer Reiz sein oder beispielsweise Zwiebeldämpfe, Staub oder Tränengas.
Während die Zusammensetzung der jeweiligen Tränen wissenschaftlich untersucht ist, zeigen mikroskopische Aufnahmen ein interessantes Mysterium. Je nach Emotion oder Situation bilden sich andere Kristalle in der Tränenflüssigkeit.
Wissenschaftler vermuten, dass dies an der unterschiedlichen Zusammensetzung und Inhaltsstoffen der jeweiligen Tränen liegt. Man weiß beispielsweise, dass negativ emotionale Tränen den Neurotransmitter Leucin-Enkephalin enthalten. Dieser wirkt schmerzstillend und wird normalerweise während Stresssituationen ausgeschüttet.
In ihrem Projekt zeigte beispielsweise die Fotografin Rose-Lynn Fisher mit Unterstützung des Wissenschaftlers Professor William Frey, dass die menschlichen Tränen mehr sind als nur Wasser, Salze und Proteine.
“Es gibt so viele Variablen – die chemische Zusammensetzung, die Viskosität, die Verdampfungsgeschwindigkeit, die Einstellungen des Mikroskops“, sagt Fisher, die über 100 verschiedene Tränen mikroskopierte.
Kristallstrukturen in Tränen
In dem Buch „Topographie der Tränen“ ist eine Sammlung der Mikroskopien zu finden.
Während basale Tränen eine netzwerkartige Struktur aufweisen, zeigen emotionale Tränen eher kristalline Muster. Diese können sehr unregelmäßig und diffus sein, so wie beispielsweise bei Enttäuschung (Original „In the end it didn´t even matter – am Ende war es umsonst.“. Sehr regelmäßige und schöne Muster zeigten sich im Gegensatz dazu bei Tränen, die aus Barmherzigkeit (Compassion) oder bei Wiedergutmachung (Redemptation) geweint wurden.
Der Link zu der Bilderserie: https://www.rose-lynnfisher.com/tears.html
Weitere faszinierende Bilder von Tränen in verschiedenen Situationen wie bei emotionalen Tränen oder beim Schneiden von Zwiebeln, nahm der niederländische Künstler Maurice Mikkers auf.
Was sich genau hinter diesen Effekten verbirgt und welche Faktoren für die jeweiligen spezifischen Strukturen verantwortlich sind, ist bisher noch ungeklärt.
Rose-Lynn Fischer sagt zu ihren Beobachtungen:
„Es ist, als ob jede einzelne unserer Tränen einen Mikrokosmos der kollektiven menschlichen Erfahrung in sich trägt, wie ein Tropfen eines Ozeans.”