Coronavirus: wie er unser Leben und die Natur für immer positiv verändern könnte

Coronavirus: wie er unser Leben und die Natur für immer positiv verändern könnte

Die Krise zur Reflexion nutzen und neuen Blickwinkel eine Chance geben. (Bild: 330928884, Moving Moment – stock.adobe.com)

Die Ausbreitung des neuartigen Coronavirus und die Folgen auf das alltägliche Leben haben die Menschen überall auf der Welt erschüttert. Die Einschränkungen des gesellschaftlichen Lebens sind markant und führen oftmals zu einem Gefühl der Verunsicherung. Dennoch hat jede Krise auch eine Kehrseite und bringt neue Chancen mit sich. Auch wenn sich Veränderungen anfangs schmerzhaft anfühlen können, verbirgt sich dahinter so mancher Neubeginn.

Kein Thema hat die Menschen überall auf der Welt in letzter Zeit so erschüttert wie die Ausbreitung des neuartigen Coronavirus und die Folgen für das tägliche Leben, die zur Eindämmung des Virus gesetzt wurden. Geschlossene Grenzen, eingestellter Flugbetrieb, Einreiseverbote, Jobverluste, Eindämmung der sozialen Kontakte: all dies führt vielmals zu einem Gefühl der Verunsicherung, Ungewissheit und Angst.

Die Situation ist in zahlreichen Ländern, aufgrund vieler Infizierter und Todesopfer, mittlerweile äußerst tragisch. 

Dennoch: denkt man bei den Folgen meist unweigerlich zuerst an die Einschränkungen des persönlichen Lebens und die potentielle Gefährdung seiner Existenz und Gesundheit, so bringt jede Krise auch eine Kehrseite mit sich – vorausgesetzt man will sie sehen. Bei all dem Leid und Sorgen in diesem Ausnahmezustand besteht für jeden einzelnen die Chance für einen Richtungswechsel.

Der Zusammenhalt  in der Gesellschaft wird größer und Beziehungen werden mehr wertgeschätzt

Nachbarschaftshilfe wird wieder großgeschrieben: viele junge Leute bieten nun in ihrem Umfeld Hilfe an. Vor allem um  ältere Menschen zu schützen, gehen sie nun für diese einkaufen, selbst wenn sie vorher wenig Kontakt miteinander hatten. Viele fühlen sich der Gesamtheit gegenüber wieder mehr verantwortlich und handeln solidarischer.

Viele junge Helfer kaufen für ältere Menschen in ihrer Umgebung ein, damit diese nicht das Haus oder Wohnung verlassen müssen. (Bild:  331497268, Moving Moment – stock.adobe.com)

Durch die Restriktionen hinsichtlich sozialer Kontakte werden auch die Gespräche mit Freunden, Eltern, Großeltern, wieder mehr wertgeschätzt. In der erzwungenen Abwesenheit wird die Wichtigkeit dieser Beziehungen neu erkannt und es wird dem anderen beim Telefonieren wieder deutlich besser zugehört. Wo früher noch vieles mit WhatsApp-Nachrichten schnell abgehandelt wurde, wird wieder Wert auf ein richtiges Gespräch gelegt. Sogar der Austausch mit Nachbarn über den Zaun oder Balkon wird gezielter gesucht und geschätzt.

Es wird auch wieder gemeinsam gesungen. In Italien stimmten Menschen in Quarantäne über die Balkone zum gemeinsamen Singen an, um ihren Gefühlen in der Bitternis Ausdruck zu verleihen und den letzten Funken Hoffnung zu bestärken. Menschen auf der ganzen Welt waren davon zu Tränen gerührt und auch inspiriert. Viele sprachen von einem nie zuvor empfundenen Gemeinschaftsgefühl.

Die Zeit mit der Familie gewinnt an Bedeutung

Schließungen von Schulen stellen womöglich für viele eine große Herausforderung bezüglich der Betreuung von Kindern dar. Doch die Familien rücken dadurch näher und wertvolle Zeit kann zu Hause gemeinsam erlebt und gestaltet werden. Durch das gemeinsame Hindurchgehen dieser Schwierigkeiten kann eine neue Nähe und Vertrautheit entstehen. Auch wird zu Hause wieder vermehrt gemeinsam gekocht und an einem Tisch gegessen; Hobbies, wie ein Instrument spielen und Bücher lesen, werden wieder häufiger gepflegt.

Weniger Belastung und Verschmutzung der Umwelt

US-Forscher vom Center for Research on Energy and Clean Air meinen, dass der Shut-Down von Industrie und Verkehr in China mit einem sinkenden Ausstoß von Kohlendioxid (CO2) einhergeht.Von Wuhan ausgehend, lässt sich auch ein Rückgang des Stickstoffdioxid-Ausstoßes (NO2) in weiten Teilen Chinas beobachten, ebenso in Italien.

Leiter des Hugo Observatory an der Universität Lüttich, sagt, dass die massiven Einschränkungen des alltäglichen Lebens zu geringerer Umweltverschmutzung führt und dass durch diesen “Nebeneffekt” sogar mehr Menschenleben gerettet werden können, als tatsächlich Infektionen vermieden werden könnten. 

Studien haben gezeigt, dass die Umweltverschmutzung jährlich für 9 Millionen Todesfälle weltweit und über 62.000 allein in Deutschland verantwortlich ist. 

Nach Einschätzung der „Denkfabrik Agora Energiewende“ könnte Deutschland durch die Maßnahmen der Corona-Krise jedenfalls sein Klimaschutz-Ziel für das Jahr 2020 erreichen. „Es könnten je nach Ausmaß der Krise, nicht nur wie angestrebt 40 Prozent weniger Treibhausgase als 1990 ausgestoßen werden, sondern sogar bis zu 45 Prozent weniger“ so Agora-Direktor Patrick Graichen. 

Der in manchen Städten sonst schon alltägliche Smog, verringert sich aufgrund der drastischen Maßnahmen gegen die Virusausbreitung. (Bild:  301150778, Moving Moment – stock.adobe.com)

Viele Experten warnen aber von zu schnellen Interpretationen, beispielsweise der Satellitenbildern von Smog-freien Großstädten, da die Luftqualität der eingeatmeten Luft erst durch Schadstoffmessungen am Boden bestimmt werden kann. Seriöse, auf Daten basierende Aussagen ließen sich hier erst gegen Ende des Jahres machen.

Fakt ist aber, dass viele Menschen von der (scheinbar) schnellen Regeneration der Natur berührt sind – seien es Fische und Delphine in den Kanälen Venedigs, das Singen der Vögel oder der klare Himmel, in den sonst von Smog eingehüllten Städten. Dieses Erleben und Sich-Bewusst-Werden der Schönheit der Natur bringt die Chance eines langfristigen Umdenkens der Menschen, hinsichtlich der eigenen Verantwortung für die Umwelt, mit sich. Die Umsetzung liegt an jedem einzelnen von uns.

Die Krise als unternehmerische Chance

Der österreichische Management-Guru Peter Drucker prägte die Sichtweise, dass Veränderungen die wichtigsten Quellen für unternehmerische Gelegenheiten sind. Dazu gibt es viele Beispiele in der Geschichte. Großbrände hatten beispielsweise die Entwicklung der Bauindustrie und die Verbesserung der Materialien zur Folge. Auch der Coronavirus bringe ähnliche Chancen mit sich, so Nikolaus Franke (Wirtschaftsuniversität Wien).  

Seiner Meinung nach ist es ist sinnvoll, Krisen und Unglücksfälle als unternehmerische Chance zu begreifen. Probleme, wie die Corona-Krise sind real und wir brauchen neue Lösungen. Entsprechend brauchen wir die Fähigkeiten unternehmerischer Menschen und deren Risikobereitschaft, um Lösungen für Situationen wie die heutige zu finden. Durch die angekurbelte Entwicklung von Impfstoffen, Medikamenten oder Notfallplänen können wir in Zukunft vermutlich besser mit ähnlichen Herausforderungen umgehen, so Nikolaus Franke weiter.

Entschleunigung und neue Achtsamkeit

Durch die auferlegten Ausgangsbeschränkungen verbringen viele Menschen ihre Zeit hauptsächlich zu Hause und erleben so etwas wie eine Entschleunigung des Alltags. Nach einem ersten Schockzustand, aufgrund des notgedrungen leeren Terminkalenders, findet der eine oder andere sogar Gefallen an einem minimalistischeren Leben, mit weniger Kaufwahn und Unternehmungszwang.

Es ist eine Chance, sich wieder mehr nach innen zu kehren und sich mit der Zerbrechlichkeit des Lebens auseinanderzusetzen, um dann dankbar für jeden Moment zu sein, den man bewusst erleben darf.  Schon jetzt sind hier deutliche Schritte zu sehen: Viele übernehmen wieder selbst mehr Verantwortung für die eigene Gesundheit und stärken ihr Immunsystem durch Yoga und Meditation. Das Spazierengehen in der Natur wird wieder mehr geschätzt und die Achtsamkeit für die kleinen, wichtigen Dinge im Leben steigt.

Der Coronavirus bringt ohne Zweifel einen enormen wirtschaftlichen Schaden mit sich, und vor allem auch viel Leid, womöglich sogar den Verlust geliebter Personen.

Jedoch hilft es uns vielleicht, wenn wir uns auch in dieser Krisenzeit ein Prinzip des Universums in Erinnerung rufen: „alles im Leben hat zwei Seiten“, oder „wo kein Berg, da kein Tal“. Freude und Leid wechseln sich wie die Jahreszeiten in unserem Leben ständig ab. So birgt auch diese Krise, durch eine Entschleunigung des Alltags, die Chance innerlich zu wachsen und gibt der Natur die Möglichkeit, sich zu regenerieren, sofern wir unser Verhalten langfristig überdenken.

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