
Nachdem Italien mit bereits 322 infizierten (Stand: 25.02.) Personen zu kämpfen hat, wurden nun die ersten beiden offiziellen Fälle in Österreich bestätigt: zwei 24-jährige Italiener in Innsbruck. Der Arbeitsplatz der infizierten Frau, ein Hotel in der Innsbrucker Innenstadt, wurde gesperrt. Weitere Maßnahmen sind landesweit im Gange. Hier die aktuellen Informationen.
In den letzten Tagen hat das neuartige Coronavirus Covid-19 mit dem rasanten Anstieg der Infizierten in Italien nun endgültig Europa erreicht. Während bis vor wenigen Tagen in verschiedenen europäischen Ländern nur einzelne Menschen mit dem Virus infiziert waren, wurde Italien innerhalb weniger Tage zum Land mit den drittmeisten Fällen weltweit. Es wird nur von Festlandchina mit zurzeit 77.660 offiziell gemeldeten Fällen, und Südkorea mit 977 offiziell gemeldeten Fällen übertroffen.
Um eine weitere Ausbreitung des Virus einzudämmen, begann die italienische Regierung mit strengen Maßnahmen. Laut Spiegel seien zurzeit zehn italienische Gemeinden unter Quarantäne. Das EU-Parlament hatte laut Berichten am Vormittag des 25.02. offiziell aus Italien zurückgekehrte Mitarbeiter zur Heimarbeit aufgefordert.
Im Laufe des Tages meldete auch Österreich die ersten zwei bestätigten Fälle. Die beiden Italiener aus der Lombardei, eine junge Frau, die in Innsbruck arbeitet und ihr Freund, der auf Besuch war, sind im Krankenhaus in Innsbruck isoliert und laut ORF in stabilem gesundheitlichen Zustand. Das Hotel in Innsbruck, in dem die junge Frau als Rezeptionistin beschäftigt war, wurde vorerst gesperrt, ebenso ihre Wohnung.
Spanien berichtete, abgesehen von den sechs bestätigten Fällen, im Laufe des Tages ebenfalls von einem Hotel, in dem zurzeit wegen einer bestätigten Infektion rund tausend Urlauber unter Quarantäne stehen. Darunter seien zahlreiche Deutsche und auch ein Wiener Ehepaar, wie das Onlineportal Vienna.at berichtete.
Aktuelle Einschätzungen in Europa
Trotz der kürzlichen Entwicklungen in Europa, schätzt die WHO das Coronavirus nach wie vor als „Epidemien in den jeweiligen Ländern“ aber nicht als Pandemie ein.
„Es gebe bislang keine unkontrollierte globale Ausweitung des Virus. Von einer Pandemie zu sprechen, würde Angst schüren und es sei im Prinzip unerheblich”, sagte Tedros, WHO Chef in einer Stellungnahme.
Offiziell schätzt die WHO die Gefahr des neuartigen Coronavirus bisher nicht schlimmer ein als bei SARS, MERS oder der klassischen Grippe.
Allerdings stößt der Umgang der WHO mit der aktuellen Situation auch auf Kritik von mehreren Seiten.
Eine Modellrechnung des Imperial College in London schätzte, dass nur ein Drittel aller importierten Fälle aus China überhaupt wahrgenommen worden seien, erklärt der Berliner Virologe Christian Drosten.
“Eine Eindämmung in letzter Sekunde ist wohl auch mit allen verfügbaren Kräften nicht mehr erreichbar. Ich glaube nicht mehr daran, dass eine Pandemie vermeidbar ist.”, so Drosten in einer Stellungnahme im Focus.
Alexander Kekulé, Professor für Medizinische Mikrobiologie und Virologie der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg und Direktor des Instituts für Medizinische Mikrobiologie des Universitätsklinikums Halle, kritisierte kürzlich den „gemächlichen Umgang der Behörden mit dem Virus“. Er habe schon frühzeitig strengere Kontrollen bei Einreisen gefordert und schätze Covid-19 als wesentlich gefährlicher als Grippe ein.
Weiters sagt Kekulé, dass „man auf dem Papier die Pandemie schon habe. Es sei nur eine politische Frage, wann die WHO die Seuche zu einer Pandemie erkläre“.
Nach den zwei bestätigten Fällen in Österreich sagte Bundeskanzler Kurz in einer Stellungnahme:
„Es ist ein Fall eingetreten, auf den wir vorbereitet sind und jetzt gilt es rasch zu reagieren. … Wir versuchen eine bestmögliche Zusammenarbeit der Behörden sicherzustellen und auch zu gewährleisten, dass es eine transparente Information der Bevölkerung gibt.“
Es werden laut Kurz „alle Maßnahmen ergriffen, um eine Ausbreitung bestmöglich zu verhindern“. Oberstes Ziel sei der Schutz der österreichischen Bevölkerung.
Informationen zur aktuellen Entwicklung, inklusive Zahlen zu infizierten, verstorbenen und wieder gesunden Coronavirus-Patienten weltweit, finden Sie hier: https://gisanddata.maps.arcgis.com/apps/opsdashboard/index.html#/bda7594740fd40299423467b48e9ecf6
Aktuelle Empfehlungen des Disease Control and Prevention Centers
Die kürzlich aktualisierten Empfehlungen des Disease Control and Prävention Centers zur Eindämmung der Epidemie lauten wie folgt:

- Abstand zu Erkrankten halten (ein bis zwei Meter)
- regelmäßiges, häufiges und sorgfältiges Händewaschen (mindestens 20 Sekunden mit Seife bis zum Handgelenk)
- bei Bedarf Handschuhe tragen (nach täglichem Wechseln waschen)
- Händeschütteln und Umarmungen vermeiden
- Gesichter nicht oder nur mit gewaschenen Händen berühren, vor allem die Schleimhäute
- in die Armbeuge niesen
- weitere schützende Gewohnheiten entwickeln, etwa das Drücken von Fahrstuhlknöpfen mit Knöcheln statt Fingerspitzen
- belebte Orte und Veranstaltungen meiden
- Herkömmliche Atemmasken bieten Gesunden hingegen wenig Schutz, die Befeuchtung der Maske durch kondensierte Atemluft hebt den Barriereschutz schon nach 20 Minuten auf. Masken sollten medizinischem Personal vorbehalten sein.
Weitere Maßnahmen für den Arbeitsplatz:
- kranke oder gefährdete Mitarbeiter aktiv ermutigen, zu Hause zu bleiben, Homeoffice anbieten
- Mitarbeiter, die bei der Ankunft zur Arbeit akute Symptome einer Atemwegserkrankung (zum Beispiel Husten, Atemnot) zu haben scheinen, oder tagsüber krank werden, sollten von anderen Mitarbeitern getrennt und sofort nach Hause geschickt werden
- Atemwegs- und Handhygiene durchsetzen
- routinemäßige Reinigung der Umgebung durchführen
- Mitarbeiter, denen es gut geht, die aber ein krankes Familienmitglied mit COVID-19 zu Hause haben, sollten ihren Vorgesetzten benachrichtigen
- Schlüsselelemente in den Arbeitsabläufen identifizieren, damit die Abwesenheit einer Person nicht die Funktionsfähigkeit der ganzen Organisation gefährdet oder beeinträchtigt
- Wenn noch nicht vorhanden: Möglichkeiten für Heim-und Telearbeit ausarbeiten
- Arbeitgeber sollten ihre Mitarbeiter außerdem vor Geschäftsreisen über bestimmte Maßnahmen informieren:
- Mitarbeiter sollten die neuesten Leitlinien und Empfehlungen für jedes Land studieren
- Sie sollten sich vor Reiseantritt auf Symptome einer akuten Atemwegserkrankung untersuchen lassen, sowie ihren Vorgesetzten benachrichtigen und zu Hause bleiben, wenn sie krank sind
- Arbeitnehmer sollten ihren Vorgesetzten benachrichtigen, wenn bei einer Reise oder eines vorübergehenden Einsatzes eine Erkrankung auftritt