Corona-Pandemie: Berufe und Herausforderungen – Die Apotheke

Berlin, Germany - October 15, 2016: Apotheke, pharmacy store sign in German language

Corona-Pandemie: Berufe und Herausforderungen – Die Apotheke

Die Corona-Pandemie hat Auswirkungen auf unser aller Leben. Einige Berufe stehen zurzeit vor besonders großen Herausforderungen. Nspirement blickt hinter die Kulissen jener Berufsgruppen, die im Angesicht der Pandemie für die Bevölkerung da sind und jene, die es besonders hart trifft. 

Apotheken waren seit Beginn der Pandemie durchgehend geöffnet. (Bild: iStock)

Der Apothekerberuf ist einer dieser Berufe, die trotz der Umstände geöffnet haben, um die Kunden weiterhin zu versorgen. Eine Wiener Apothekerin gibt anonym Einblicke in ihren Berufsalltag und spricht über die Herausforderungen der aktuellen Situation.

VT: Apotheken haben in den meisten Ländern und auch in Österreich  trotz der Pandemie geöffnet und stehen vor einer großen gesundheitlichen Herausforderung. Wie geht man in der Apotheke, in der Sie arbeiten mit der neuen Situation um?

Antwort: Ich arbeite in einer sehr großen Apotheke und habe dadurch mit einem großen Spektrum unterschiedlicher Menschen Kontakt. Um eine professionelle Dienstleistung zu erbringen und trotzdem geschützt zu sein, arbeiten wir hinter Plexiglas-Trennwänden und tragen einen Mund-Nasen-Schutz. Unsere Apotheke reagierte schnell auf die neue Situation. Wir hatten bisher auch keine an dem neuen Coronavirus erkrankte Mitarbeiter in unserer Apotheke. 

Die Mitarbeiter selbst gehen mittlerweile gelassen aber respektvoll mit der neuen Situation um. Anfangs war jedoch jeder sehr angespannt, diese Anspannung hat sich nun etwas gelockert. Der Mensch ist ein Gewohnheitstier, er passt sich im Laufe der Zeit an. 

VT: Wie gehen Ihre Kunden mit der Situation um?

Antwort: Die Antwort auf diese Frage hängt stark vom jeweiligen Charakter der Person ab. Viele Kunden sind sehr dankbar, dass sie ihre Medikationen weiterhin ohne Probleme erhalten können und zeigen es mit einer positiven Haltung gegenüber der Apotheke deren Personal. Andere sind sehr angespannt und lassen dann diese Anspannung wegen den kleinsten Dingen an uns aus.

Im Allgemeinen sehe ich hier aber keine großen Unterschiede zur Lage vor der Pandemie. Es bleiben die Menschen in ihrem Grundcharakter gleich, beziehungsweise zeigt sich der Charakter in Krisensituationen noch deutlicher und die Streitlustigen sind es, wenn sie das vor der Corona-Krise schon waren, auch währenddessen und danach ebenfalls.

VT: Also gibt es bei den Erfahrungen mit Kunden keine erwähnenswerte Veränderung seit dem Ausbruch des Virus?

Antwort: Der Alltag in einer großen Apotheke ist immer spannend, unabhängig von einer Krise. Man erlebt jeden Tag skurrile Dinge. Eine Veränderung ist doch, dass Menschen in letzter Zeit aggressiver werden, wenn sie erkennen, dass jemand keine Schutzmaske trägt und beginnen dadurch häufiger Streitereien in der Apotheke. Diese versuchen wir als Apotheker dann so ruhig wie möglich zu schlichten. 

VT: Machen Sie sich Gedanken darüber sich oder Ihre Familie anzustecken? Und umgekehrt, macht sich ihre Familie Sorgen um Sie? 

Antwort: Zu Beginn der Infektionswelle war die Sorge sehr groß, da man den Kunden ungeschützt gegenüberstand und direkten Kontakt mit ihnen hatte. Durch die neuen Sicherheitsmaßnahmen, wurde aber der größte Teil der Angst genommen. Es bleibt jedoch immer ein Restrisiko und somit einige Momente der Angst. Da viele Kunden noch mit Bargeld zahlen wollen, bleibt ein gewisser direkter Kontakt erhalten. Deswegen sind häufiges Händewaschen und desinfizieren während des Arbeitstages in solchen Zeiten ein Muss. 

Auch meine Familie macht sich Sorgen, da eine hohe Kundenfrequenz in meiner Apotheke herrscht, jedoch versuche ich sowohl meine Familie, als auch mich selbst so gut es geht zu schützen.

VT: Der Apothekerberuf ist ein sehr traditioneller Beruf, der immer eine wichtige Rolle gespielt hat. In den letzten Jahren wurde aber auch in Österreich vermehrt über Online-Handel mit Medikamenten diskutiert oder auch darüber Medikamente in Drogeriemärkten zu verkaufen. Manchmal hört man Aussagen wie „in der Apotheke ist man wie ein Verkäufer“. Wie ist Ihre Ansicht dazu gerade in der jetzigen Situation?

Antwort: Während des Pharmazie-Studiums hört man diese Aussage häufig, jedoch bin ich hier anderer Meinung. Viele Menschen sind sehr dankbar, wenn man ihnen die Einnahme und Wirkung ihrer Medikamente erklärt und man sich für sie Zeit nimmt. Diese Zeit können sich Ärzte häufig nicht nehmen. Natürlich wird in jeder Apotheke, anders als es traditionell der Fall war, heute auch auf den Umsatz geschaut. Eine Apotheke ist auch ein wirtschaftliches Unternehmen geworden, das viele Fixkosten hat. 

VT: Was würden Sie unseren Lesern in Bezug auf die Corona-Pandemie und das Verhalten in Apotheken gerne sagen?

Antwort: Ein respektvoller Umgang mit den Mitmenschen ist immer wichtig. Auch ist es wichtig die schlechte Laune nicht an anderen Menschen auszulassen, sondern Ruhe zu bewahren und nachzudenken, wie man sich selbst fühlen würde, wenn eine andere Person so mit einem umgeht. Aber das wichtigste ist und bleibt die Gesundheit – also wünsche ich allen Lesern von Nspirement viel Gesundheit und ein sicheres Durchkommen durch die jetzige Krise!

VT: Vielen Dank für das Interview und dem wichtigen Beitrag, den Sie und ihre Kollegen in Apotheken leisten!

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