Chinesisches Neujahr – Das Jahr der Metall-Ratte

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Chinesisches Neujahr – Das Jahr der Metall-Ratte

(Bild: iStock)

Das chinesische Neujahr steht vor der Tür! Die dazugehörigen Festivitäten gehören zu den wichtigsten Ereignissen der Chinesen, die sie am liebsten im Kreise der Familie verbringen. Das neue Jahr steht im Zeichen der Metall-Ratte, dem ersten Tier im chinesischen Tierkreiszeichen. Wir erzählen Ihnen, wie es zu dieser Reihenfolge kam, was wir von diesem Jahr erwarten können, welche Bräuche in China zu Neujahr gelebt werden und warum die Chinesen überhaupt später ihr Neujahr feiern.  

Das Jahr des Erde-Schweines wird abgelöst und die Metall-Ratte betritt vom 25. Januar 2020 bis 11. Februar 2021 die Bühne. Genau so lange wird das Jahr 2020 nach dem chinesischen Kalender andauern. Während sich unser westlicher gregorianischer Kalender nach der Sonne richtet, orientieren sich die Chinesen nach dem Lunisolarkalender, dem offiziellen Kalender im früheren Kaiserreich. Zwar gab es eine Kalenderreform, aber wichtige Feiertage richten sich noch nach dem traditionellen Datum des Lunisolarkalenders, dessen Tage normalerweise auch klein auf einem gregorianischen Kalender vermerkt sind. 

Zu Neujahr schmücken unzählige rote Laternen die Umgebung. (Bild: iStock)

Der Lunisolarkalender richtet sich nach den astronomischen Positionen von Sonne und Mond. Dadurch hat der chineschische Neujahrstag kein fixes Datum, sondern fällt meist auf den zweiten Neumond (selten auf den dritten) nach der Wintersonnenwende und somit in den Zeitraum zwischen 21. Januar und 21. Februar. 

Metall-Ratte

Die chinesische Benennung der Jahre ergibt sich durch ein uraltes Nummerierungssystem von zehn Himmelsstämmen und zwölf Erdzweigen. Jedem der zwölf Tiere wird ein Erdzweig zugeteilt und und mit den zehn Himmelsstämmen verbunden, welche wiederum eine Kombination der fünf Elemente (Holz, Feuer, Erde, Metall und Wasser) mit Yin und Yang darstellen. Daraus ergibt sich ein Sechzigjahreszyklus (12 x 5), in dem das Tierkreiszeichen Ratte in diesem Jahr auf das Element Metall trifft. 

Das Jahr der Ratte eigenet sich gut für einen Neubeginn zu starten, Dinge zu ordnen, Entscheidungen zu treffen und unterstützt das Erreichen von Wohlstand und finanzieller Sicherheit. 

(Bild: iStock)

Durch die Kombination mit dem Element Metall werden diese Eigenschaften noch stärker und stabiler. Metall steht für Unnachgiebigkeit, Verantwortungsbewusstsein, Sturheit, Erfolg, Fortschritt, Stabilität und Sicherheit. 2020 verspricht also ein ergiebiges, erfogreiches und zugleich emotionales Jahr zu werden. 

Menschen, die im Jahr der Ratte geboren sind, gelten als gewitzt, scharfsinnig, optimistisch und auch idealistisch. Sie sind meist gesellig und beliebt, ordnungsliebend, humorvoll, charmant, treu, aber auch dickköpfig, selbstsüchtig und besitzergreifend. Sie können gut mit Geld umgehen und sind oft gute Geschäftsleute, die gerne mit anderen zusammenarbeiten. Ratten tun sich leichter neue Dinge entstehen zu lassen, als Dinge fertig zu machen. 

Wer jedoch im aktuellen Tierkreiszeichen auch geboren wurde, begegnet laut chinesischer Astrologie dem Gott des Alters und muss mit einem unglücklichen Jahr rechnen. Demnach müssen sich heuer Ratte-Geborene in Acht nehmen. Man sagt aber auch, dass es Maßnahmen gibt, um das Unglück in Grenzen zu halten. Dazu zählt das Tragen der Glücksfarbe Rot oder chinesischer Jade, am besten noch in geschenkter Form, zum Beispiel geschenkte rote Socken oder Jade-Schmuck. Auch das Umstellen von Möbeln in die entgegengesetzte Himmelsrichtung lässt einem den „Gott des Alters hinter sich lassen“ und Glück anziehen. 

Ein Wettrennen – oder, warum Katz und Maus verfeindet sind

Katze und Maus sollen vor dem Wettrennen des Jadeskaisers Freunde gewesen sein. (Bild: iStock)

Laut Überlieferung gilt der mystische „Gelbe Kaiser“ Huangdi als Erfinder der chinesischen Astrologie. Eine weitere Legende aus ferner Zeit erzählt uns, wie es zur Benennung und Reihenfolge der Tierkreiszeichen kam. Und zwar sei der mächtige Jadekaiser, Yu Di, auf die Idee gekommen, zwölf Tiere als Jahressymbole einzusetzen und deren Bezeichnung und Reihenfolge durch ein Wettrennen bestimmen zu lassen. 

Bei diesem Rennen nahmen auch die Maus und die Katze teil, die enge Freunde gewesen sein sollen. (Übrigens ist der Unterschied zwischen Maus und Ratte im Chinesischen gering, beide werden shu 鼠 genannt.) Beide machten sich gemeinsam sehr zeitig auf den Weg, um einen der begehrten zwölf Plätze zu ergattern. Als sie kurz vor der Ziellinie auf einen breiten Fluss stießen, baten sie den ebenfalls angelangten Ochsen, sie mit hinüber zu nehmen. So trug der freundliche Ochse die beiden Freunde auf seinem Rücken sicher durch das kalte Nass. Jedoch wollte die ehrgeizige Maus unbedingt den ersten Platz erreichen. Sie war sich sicher, dass sie schneller als der Ochse laufen könne, aber gegen die Katze keine Chance hätte, sobald sie am Ufer ankommen würden. So kam es, dass die Maus ihren Freund, die Katze, in den Fluss stieß und danach als Erste über die Ziellinie lief. Seither seien Katz und Maus zu Feinden geworden. 

Aus dem Wettrennen ergaben sich folgende Tiere und Reihenfolge: Maus/Ratte, Ochse, Tiger, Hase, Drache, Schlange, Pferd, Ziege, Affe, Hahn, Hund und Schwein. Der Katze blieb der Einzug in den Jahreskreis durch die List der Maus verwehrt. 

China im jährlichen Ausnahmezustand

Die Neujahrs-Feierlichkeiten, unter der kommunistischen Herrschaft „Frühlingsfest“ statt traditionell „Neujahr“ genannt, zählen zu den wichtigsten im Jahr der Chinesen und lösen jährlich eine gewaltige Reisewelle aus. Viele sparen sich ihren gesamten Jahresurlaub auf, um zu dieser Zeit so lange wie möglich, mindestens 2 Wochen, meist länger, bei der Familie bleiben zu können. Man spricht von der größten Völkerwanderung weltweit, wenn sich mehrere hundert Millionen Chinesen aus den entferntesten Orten auf den Weg zu ihren Liebsten machen und dabei oft die ganze Arbeitswelt umwälzen. Viele Arbeitgeber, vor allem Baustellenbetreiber, rechnen damit, sich nach den Neujahrs-Festlichkeiten neue Arbeiter suchen zu müssen, da viele bei ihren Familien bleiben oder andere Jobangebote bekommen haben. 

In diesem Jahr werden die Festlichkeiten und Reisefreiheiten jedoch duch Maßnahmen gegen die Ausbreitung des Coronavirus stark beschränkt. Wie der ORF berichtet, ist die Millionenmetropole Wuhan etwa seit letzten Donnerstag von der Außenwelt abgeschnitten, Peking und Macau sagten bereits Großveranstaltungen zum chinesischen Neujahr ab. Viele weitere Städte treffen Sicherheitsmaßnahmen und Quarantänemaßnahmen, um die Ansammlung von Menschen zu verringern. 

Ursprung des Neujahrsfestes Das Monster Nian

Mit Feuerwerk und Lärm wird das Monster Nian vertrieben. (Bild: iStock)

Man erzählt sich, dass sich in alten Zeiten ein grausames Monster in der finsteren See versteckte und jedes Mal zum Ende des Mondjahres emporstieg, um Menschen und Tiere zu fressen. Die Menschen ergriffen daher regelmäßig zu Neujahr die Flucht in die Berge, bis ein alter Mann in das Dorf kam und ihnen verriet, wie sie das Monster vertreiben konnten. Er riet ihnen, furchtbaren Lärm mit Trommeln, Musik und Feuerwerk zu machen und die ganze Stadt in Rot zu schmücken, da das Monster diese Farbe nicht mag. Die Kinder sollten sie mit Masken und Laternen schützen. So gelang es den Menschen, Nian für immer zu vertreiben. 

Rote Umschläge

(Bild: iStock)

Geschenke, ein herrliches Festessen und Feuerwerk sind in diesen Tagen nicht wegzudenken. Kindern wird von den Älteren Geld in roten Umschlägen (hongbao 紅包) überreicht, womit man die Weitergabe von Glück an die nächste Generation symbolisiert. Dazu gibt es die Geschichte des bösen Geistes namens Sui, der in der Silvesternacht dreimal die Köpfe der Kinder tätschelte. Dadurch bekamen die Kinder Fieber und waren, selbst wenn sich sich erholt hatten, nie mehr die gleichen wie vorher. Ein Paar unterhielt sein Kind eines nachts mit einigen Münzen und legten diese, als das Kind einschlief, auf rotes Papier neben das Kissen. Als Sui kam, blitzten die Münzen auf und verscheuchten ihn.

Teigtaschen und Reiskuchen

Chinesische Teigtaschen – Jiaozi (Bild: iStock)

Das gemeinsame Familienessen zu Neujahr hat einen hohen Stellenwert in China. Verschiedenste Gerichte finden hier traditionell Platz am Tisch.  Zum Beispiel werden die Teigtaschen (jiaozi 餃子) bereits im Vorfeld gemeinsam hergestellt und am Neujahrstag verspeist. Sie haben bereits eine Geschichte von mehr als 1.800 Jahren und bestehen aus einem elastischen Teig, der mit Fleisch und kleingehacktem Gemüse gefüllt wird. Die Füllung kann aber auch variieren, die Jiaozi werden gekocht, gedämpft, frittiert oder gebacken. 

Genauso wichtig ist Fisch, da die Aussprache von Fisch yu 魚mit der Aussprache von Überfluss yu餘 identisch ist. Weiters verspeist man Frühlingsrollen und den traditionellen klebrigen Reiskuchen niangao (ein weiteres Wortspiel mit „klebrigen Kuchen“ 黏糕 oder „viele Jahre“ 年高) am Neujahrstisch, der Wohlstand und Erfolg bringen soll. 

Friseursalons geschlossen

Chinesen waschen sich am Neujahrstag nicht die Haare, da man befürchtet, sich gleich zu Beginn des Jahres das eigene Glück abzuwaschen. Fast alle Friseursalons im Land bleiben während des Neujahrsfestes geschlossen. Selbst das Fegen oder das Wegbringen von Müll aus dem Haus wird nicht durchgeführt, da man glaubt, dass solche Aktivitäten das Glück aus den Räumlichkeiten entfernen.

Keine Medikamente

Auch nehmen die Menschen am Neujahrstag keine Medikamente ein, da man davon ausgeht, dass man dadurch das ganze Jahr über krank wird. Patienten, die eine Operation benötigen, vermeiden es, diese während des Neujahrsfestes zu planen. Besuche bei Ärzten und Krankenhäusern werden ebenfalls vermieden.

Chinesen wünschen sich zum neuen Jahr: xinnian kuaile 新年快樂 – Frohes neues Jahr, gongxi fa cai恭喜發財 – Glück und Wohlstand, gonghe xinxi 恭賀新禧 – Glückwunsch und neues Glück

Den krönenden Abschluß der Feiertage bildet das Laternenfest. 

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