Chinesische Philosophien vor 2000 Jahren (3) – Huang-Lao-Daoismus

Chinese yin yang sign on a background on old, painted wood

Chinesische Philosophien vor 2000 Jahren (3) – Huang-Lao-Daoismus

Das Yin-Yang als Symbol für das kosmische Gesetz des Gleichgewichts. (Bild: 223422846 Moving Moment – stock.adobe.com)

Während der Buddhismus in China eindrang und der Konfuzianismus vermehrt religiöse Züge annahm, wurde durch die Huang-Lao Denkrichtung der Grundstein für den Daoismus in der chinesischen Kultur gelegt. Huang-Lao ist die Abkürzung der Worte für Kaiser und Laozi. Im Huang-Lao kombinierte man also die unterschiedlichen Philosophien, die zu einem praktischen Rahmen für ein ethisches, spirituelles Leben verschmolzen. Tatsächlich war es diese Zweckmäßigkeit, die Huang-Lao bei den Menschen der frühen Han-Zeit sehr beliebt machte. Oberflächlich verschwand er zwar von der Bildfläche, die Denkweise blieb jedoch dauerhaft insbesondere bei den Gelehrten verwurzelt.

“Die Huang-Lao Dao Denkweise stellte einen ganzheitlichen Ansatz dar; sie übertrug Aspekte von der “Schule der Namen” und dem Legalismus auf den Hauptstamm des Daoismus, wobei die Schule von Yin-Yang strukturelle Elemente lieferte. Die Verneinung der etablierten Mainstream-Kultur wurde vermieden, indem sie einen Schwerpunkt auf die Bildungsethik der Konfuzianer legte. Im Hinblick auf die Etablierung realistischer Werte und Ordnungen wuchs der Huang-Lao-Daoismus zu einem höchst praktikablen und umsetzbaren System der politischen Philosophie heran”, sagte Feng Caovon der Renmin University of China in einem Bericht.

Huang-Lao legt Wert auf den “natürlichen Weg”, bei dem jeder Bestandteil der Existenz, vom Universum bis zur Regierung, einen gemeinsamen Zweck haben soll: “Der natürliche Weg wird als ein objektives Prinzip angesehen, das im ganzen Universum existiert und Himmel, Erde und alle Wesen regiert, einschließlich des Menschen und der Struktur der menschlichen Gesellschaft. Obwohl nicht sichtbar oder berührbar, beeinflusst der Weg alle Angelegenheiten des Lebens. In der menschlichen Gesellschaft wird das Dao als “natürliche Ordnung”, in der Politik als “fa” oder “Gesetz” bezeichnet. Die Übereinstimmung des Handelns mit dem natürlichen Weg wird zu einer Übereinstimmung mit dem Universum führen. Eine solche Situation wird das Größte und das Kleinste, den Höhepunkt und das Welken von Leben und Staat vereinen”, so China Knowledge.

Laozi-Statue in einem Tempel in Guangzhou. Über den mystischen Gründer des Daoismus ist nur wenig bekannt. (Bild: 76066950 Moving Moment – stock.adobe.com)

Von einem guten Herrscher, so der Huang-Lao-Daoismus, wird erwartet, dass er die Einheit mit dem Dao sucht und seine Untergebenen sowohl mit entsprechenden Entlohnungen als auch Sanktionen regiert. Von den Ministern wird erwartet, dass sie ihren Verpflichtungen mit Entschlossenheit nachkommen. Die Öffentlichkeit sollte nicht mit überhöhten Steuern belastet werden. Während der späteren Han-Zeit (25 n. Chr. bis 220 n. Chr.) begann Huang-Lao, mehrere Aberglauben zu integrieren – wie Geisteropfer, Exorzismus der Geister, Beschwörungen usw. -, so dass sie sich schließlich in eine Religion verwandelte.

Daoismus

“Life is a series of natural and spontaneous changes. Don’t resist them; that only creates sorrow. Let reality be reality. Let things flow naturally forward in whatever way they like.” – (Laozi)

“Das Leben ist eine Serie von natürlichen und spontanen Veränderungen. Widerstehe ihnen nicht, das schafft nur Leid. Lass die Wirklichkeit Wirklichkeit sein. Lass die Dinge auf natürliche Weise so dahinfließen, wie sie wollen.” (Laozi)

Dao oder Tao bedeutet im Wesentlichen “der Pfad” oder “der Weg”. Da das menschliche Leben ein sehr kleiner Aspekt des größeren Prozesses der Natur ist, besteht die einzige Möglichkeit sinnerfüllt zu leben, darin, sich an Handlungen zu beteiligen, die im Einklang mit dem Fluss der Natur stehen.

“Ihre [daoistische] Lösung für das Problem, wie sich Menschen verhalten sollten, drückt sich in der typisch daoistischen Lehre von wuwei oder Nichthandeln aus. Das bedeutete nicht, absolut nichts zu tun, sondern nichts Unnatürliches zu tun. Nichts, was nicht mit dem Dao vereinbar war. Im Zusammenhang mit der Lehre vom Nichthandeln stand die Vorstellung der Begierdelosigkeit, was bedeutete, dass niemand übermäßige Begierden haben sollte, weil diese dazu vorherbestimmt sind, sowohl sich selbst als auch anderen Schaden zuzufügen”, so Asia For Educators.

Die Daoisten konzentrierten sich auf das Prinzip der Wahrhaftigkeit und strebten danach, mit ihren Worten und Taten dem Weg der Wahrheit zu folgen. Sie gaben meist dem Wesentlichen gegenüber dem Extravaganten den Vorzug. Die wahre Überlieferung wurde nur an einen Schüler weitergegeben, der vom Meister aufgrund seiner Charakterqualitäten und der Tugend ausgewählt wurde. Die Daoisten glaubten an die Aufrechterhaltung des Gleichgewichts, wie es im Yin-Yang veranschaulicht wird. Störungen im Gleichgewicht führen zu unerwünschten Situationen im Inneren des menschlichen Körpers sowie im Äußeren in der Gesellschaft. 

Nach den daoistischen Lehren besteht die einzige Möglichkeit sinnerfüllt zu leben, darin, sich an Handlungen zu beteiligen die im Einklang mit dem Fluss der Natur stehen. (Bild: 70296854 Moving Moment – stock.adobe.com)

Berühmte Vertreter des Daoismus sind der mystische Gründer Laozi (6. Jahrhundert v. Chr.), der das Daodejing oder Tao Te King geschrieben haben soll. Über seine Person ist nur sehr wenig bekannt, selbst der Titel Laozi bedeutet nur „alter Meister“. Als er China verließ, wurde er von den Grenzsoldaten aufgehalten, die ihn erst passieren ließen, nachdem er 5000 Worte spontan niederschrieb. Diese sind heute als das Daodejing bekannt. Sehr bedeutend ist auch  Zhuang Zhou, auch Zhuangzi genannt (etwa 365-290 v. Chr.) Während das Daodejing sehr mystisch gehalten ist, ist Zhuangzis Vermächtnis verständlicher:

„Einst träumte Zhuang Zhou, dass er ein Schmetterling sei, ein flatternder Schmetterling, der sich wohl und glücklich fühlte und nichts wusste von Zhuang Zhou. Plötzlich wachte er auf: da war er wieder wirklich und wahrhaftig Zhuang Zhou. Nun weiß ich nicht, ob Zhuang Zhou geträumt hatte, dass er ein Schmetterling sei, oder ob der Schmetterling geträumt hat, dass er Zhuang Zhou sei, obwohl doch zwischen Zhuang Zhou und dem Schmetterling sicher ein Unterschied ist. So ist es mit der Wandlung der Dinge.“ (Wilhelm Richard, Hrsg., Dschuang Dsi, Diederichs, München 1994, S. 52, zitiert von https://taiji-forum.de/taiji-qigong-philosophie/zhuangzi/)

Literaturempfehlungen:

„Das alte China. Von den Anfängen bis zum 19. Jahrhundert“ von Helwig Schmidt-Glintzer, Beck Verlag

„Der Daoismus. Von Laozi bis heute“ von Hans van Ess, Beck Verlag

„Daodejing – Taoteking“ von Laozi / Laotse, Thomas Baumhekel, Leipziger Literaturverlag

„Geschichte der chinesischen Philosophie“ von Wolfgang Bauer, Beck Verlag

„Gespräche“ von Konfuzius, Anaconda Verlag

„Der Konfuzianismus“ von Hans van Ess, Beck Verlag

„Zhuangzi. Das Buch der daoistischen Weisheit“, von Zhuangzi, Reclam Verlag

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