Chinesische Philosophien vor 2000 Jahren (1)

Cup of tea surrounded by old books. Shallow DOF, the focus point is a book with the name "Confucius" on it.

Chinesische Philosophien vor 2000 Jahren (1)

(Bild: iStock)

China ist bis heute noch stark von der Han-Dynastie vor 2000 Jahren geprägt. Man nennt zum Beispiel die chinesische Sprache auf Chinesisch auch hanyu (die Sprache der Han) und die Schrift hanzi (die Schrift der Han). Aber wer waren die Han und vor allen Dingen: Welche Sichtweise hatten sie auf die Welt?

Die Epoche der Han (206 v. Chr. – 220 n. Chr.)

Tatsächlich beschreibt der Begriff Han zwei Dynastien, die mit einer kurzen Unterbrechung den Zeitraum von 206 v. Chr. bis 220 n. Chr. überspannten. Damit war die Han-Periode die am längsten andauernde in der chinesischen Geschichte. Diese „goldene Ära“ war dermaßen einflussreich, dass sich selbst heute noch die Mehrheit der Chinesen als „Han-Chinesen“ bezeichnen, in Abgrenzung zu den über 50 ethnischen Minderheiten in China. Wenn wir heute von Chinesen sprechen, ist es diese Volksgruppe, die wir normalerweise meinen.

Die gottgleiche Stellung des Kaisers wurde abgeschafft, allerdings benötigten die Han-Kaiser ein rigoroses Verhaltensprotokoll, um die sozialen Unterschiede beizubehalten und die Stabilität im Staat zu gewährleisten. Während der Han-Dynastie wurde der Konfuzianismus eine der tragenden Säulen des Staates. Sämtliche Beamte mussten sich dem staatlichen Prüfungssystem unterwerfen, damit sie aufsteigen konnten. Dadurch konnten auch Nicht-Aristokraten aufgrund ihres Intellekts und ihrer Bildung Beamte werden, statt dass diese Positionen nur vererbt wurden. Leistung und nicht die Abstammung wurde belohnt. Inhalt der Beamtenprüfungen war der konfuzianische Kanon. Mit ein paar Reformen bestand dieses Prüfungssystem und die Möglichkeit auf sozialen und politischen Aufstieg auf Basis der persönlichen Leistung des Einzelnen, bis zum Jahr 1911, dem Ende des chinesischen Kaiserreichs.

Papierherstellung im alten China. (Bild: Wikipedia, Making_Paper.gif )

Viele Erfindungen, wie das Papier und der Seismograf, werden der Han-Dynastie zugeschrieben. Der Buddhismus erreichte China aus Indien und die ersten Sutren wurden ins Chinesische übersetzt. Die kulturelle und wirtschaftliche Blüte, die zu dieser Zeit erreicht wurde, versuchten sämtliche spätere chinesischen Dynastien nachzuahmen. Die Denkweisen des Legalismus, des Konfuzianismus und des Huang-Lao-Daoismus (auch Taoismus, dieselbe Aussprache mit „D“) waren für die Regierung zu der Zeit um Christi Geburt am bedeutendsten. Diese drei Denkweisen werden in dieser Serie vorgestellt.

Der Legalismus

„Der Herrscher, der über Regierungsmethoden verfügt, folgt nicht dem Guten, das zufällig geschieht, sondern handelt nach den notwendigen Prinzipien. Gesetze, Methoden und Macht müssen für die Regierung eingesetzt werden: Diese sind seine ‚notwendigen Prinzipien‘.“ (Han Fei)

Hauptwerk des Legalismus ist das Buch Han Feizi („Meister Han Fei“, etwa 280 bis 233 v. Chr.), welcher auch der letzte große Vertreter des Legalismus war. Auf Chinesisch heißt er faxue, die Lehre bzw. Schule vom Gesetz. Han Fei selbst wurde stark vom Daoismus beeinflusst. Die Hauptaussage ist, dass das Gesetz ein Mittel für den Herrscher ist, um zentralistische Kontrolle auszuüben. Man sollte dabei jedoch nicht vergessen, dass der Herrscher derjenige war, der die Gesetze erließ und selbst darüber stand.

Die Philosophie des Legalismus geht davon aus, dass die menschliche Natur egoistisch ist und der Gesetzgeber deswegen nicht davon ausgehen soll, dass sie sich moralisch verhalten wollen. Das soziale System soll ihnen ermöglichen, ihre persönlichen Interessen zu verfolgen, aber ausschließlich auf die Art und Weise, wie es dem Staat von Vorteil ist. Dasselbe System soll den Aufstieg von Beamten ermöglichen, sie jedoch auch daran hindern, den Herrscher zu stürzen. Nach dieser Denkweise hängt außerdem nichts von dem moralischen Verhalten des Herrschers ab, sondern ausschließlich von unpersönlichen Gesetzen, die das Leben regeln. 

Dadurch steht der Legalismus im Gegensatz zum Konfuzianismus. Die Blütezeit des Legalismus war während der drei Jahrhunderte vor der Qin-Dynastie, zeitgleich zu einer langen Periode von sozialen und politischen Unruhen. Mit dem Aufschwung des Konfuzianismus nahm der Einfluss des Legalismus während der (ruhigeren) Han-Dynastie ab.


Ausblick: Teil2 -Konfuzianismus; Teil3- Huang-Lao-Daoismus, Daoismus

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