
Kinder erkranken weniger häufig an COVID-19 und wenn, haben sie in den meisten Fällen schwächere Symptome als Erwachsene. Amerikanische Forscher veröffentlichten nun Studienergebnisse und zeigten, dass Kinder eine deutlich verbesserte angeborene Immunantwort auf SARS-CoV-2 haben und es im Vergleich zu Erwachsenen meist zu keiner zusätzlichen Antikörperausschüttung kommt.
In der am 21. September veröffentlichten Studie verglichen Forscher die Reaktion des Immunsystems von Kindern und Erwachsenen bei einer SARS-CoV-2 Infektion. Dabei zeigte sich, dass Kinder die Infektion meist im ersten Schritt durch ihr angeborenes Immunsystem unter Kontrolle halten können.
Bei Erwachsenen hingegen kommt es nach der ersten Phase oftmals zu einer zweiten Immunantwort – mit einer Ausschüttung von Antikörpern. Vor allem Patienten mit schweren Verläufen hatten eine besonders hohe Menge an Antikörpern. Auch T-Zellen werden in deutlich größeren Mengen ausgeschüttet.
Unterschiedliche Immunantworten: Kinder besser geschützt
Im Laufe der Studie wurden 65 Kinder und Jugendliche und 60 Erwachsene mit COVID-19 in New York City untersucht und die unterschiedlichen Immunantworten dokumentiert.
Bei der Gruppe unter 24 Jahren kam es zu einer starken Reaktion des angeborenen Immunsystems. Das angeborene Immunsystem kann sofort auf einen Erreger reagieren und diesen im besten Fall eliminieren, bevor es überhaupt zum Ausbruch der Krankheit kommt. Zum angeborenen Immunsystem zählen unter anderem Zytokine, wie Interleukin 17a und Interferon gamma, quasi die erste Abwehrlinie des Immunsystems, oder Neutrophile Granulozyten und Phagozyten.
Diese Immunantwort ist sehr schnell, kann sich Erreger aber nicht „merken“. Die Blutwerte der Kinder und Jugendlichen, die keine oder nur sehr schwache Symptome hatten, zeigten einen deutlichen Anstieg dieser Substanzen.
Bei Erwachsenen über 30, aber vor allem zwischen 60 und 80 fiel diese erste Immunantwort wesentlich schwächer aus. Sie entwickelten teilweise starke Symptome, die in längeren Krankenhausaufenthalten und 17 Todesfällen resultierten. Im Laufe der Erkrankung setzte bei den Patienten die zweite Immunantwort, unter anderem die Bildung von Antikörpern, ein. Vor allem bei Patienten mit sehr schweren Verläufen wurden besonders viele Immunglobuline sowie T-Zellen gebildet. Bei Patienten, die verstarben, beobachteten die Forscher teilweise einen verspäteten Anstieg an Antikörpern. Die zweite Immunantwort trat also zu spät ein.
Unterschiedliche Reaktionen – unterschiedliche Auswirkungen?
Die unterschiedlichen Immunantworten bringen unterschiedliche Auswirkungen mit sich. Da Kinder durch ihre starke angeborene Immunabwehr oftmals keine oder nur schwache Symptome entwickeln oder bei Symptomen kürzere Krankenhausaufenthalte und weniger Behandlung benötigen, kommt es laut den Forschern zu keiner oder nur einer sehr schwachen Bildung von Antikörpern. Auch T-Gedächtniszellen, die Erreger erkennen und bei erneutem Kontakt eine spezifische Immunantwort auslösen, waren nur in kleinen Mengen vorhanden.
Diese Ergebnisse deuten darauf hin, dass es dadurch zu keiner langandauernden Immunität kommt. Ist die angeborene Immunabwehr aus verschiedenen Gründen wie Stress oder eine andere Erkrankung geschwächt, könnte dies bei erneutem Kontakt mit dem Erreger eine Erkrankung mit stärkeren Symptomen auslösen. Bleibt die angeborene Immunabwehr gestärkt und reicht aus um eine Infektion zu vermeiden, wirft dies die Frage auf, wie sinnvoll eine zukünftige Impfung bei Kindern und Jugendlichen wäre, da sie Großteils auch ohne Antikörper eine Infektion COVID-19 abwehren.
Anders sieht es hingegen bei Erwachsenen aus. In der Studie war die angeborene Immunantwort, vor allem bei Älteren über 60, oftmals zu schwach um schwere Symptome zu vermeiden. Hinzu kamen bei den älteren Studienteilnehmern auch vermehrt Vorerkrankungen, wie Diabetes oder Hypertonie. Dadurch wird das angeborene Immunsystem, im Vergleich zu gesunden und vor allem gesunden jungen Menschen, zusätzlich geschwächt. Allerdings kam es bei starken Symptomen auch zu einer starken Ausschüttung von Antikörpern und T-Gedächtniszellen. Dies bedeutet, dass durch eine überstandene Erkrankung auch eine stärkere Immunität gegeben ist.
Allerdings hat die Studie, laut den Autoren, auch einige Limitierungen – so war der Infektionszeitpunkt der Patienten beispielsweise nicht bekannt und die Patienten wurden mit verschiedenen Methoden symptomatisch behandelt. Auch ist die Zahl der untersuchten Patienten relativ klein und weitere Untersuchungen mit einer deutlich größeren Anzahl sind notwendig.