
Nach offiziellen Schätzungen leben etwa 100.000 Afrikaner in der chinesischen Stadt Guangzhou. Viele von ihnen kamen als Händler und beschlossen, im Land zu bleiben, Familien zu gründen und ihre Kinder aufzuziehen. Obwohl einige von ihnen geschäftliche Erfolge erzielt haben, sieht sich die afrikanische Gemeinschaft weiterhin dem Rassismus der Einheimischen ausgesetzt. Unterdessen treiben auch schwächere Konjunkturaussichten viele von ihnen dazu, die Stadt zu verlassen.
Afrikanische Siedlung
In den 1990er-Jahren öffnete China seine verarbeitende Industrie für Ausländer. Zusätzlich zu den zahlreichen westlichen Unternehmen, die dadurch angelockt wurden, zogen auch mehrere afrikanische Händler nach China, um geschäftliche Möglichkeiten von einem der größten Länder der Welt zu nutzen.
Die Ansiedlung der Händler zeigt, dass sich die Art der afrikanischen Migration nach Guangzhou deutlich von der afrikanischen Einwanderung nach Europa und anderswo unterscheidet.
“Diese Menschen, die nach Europa kommen, sind meist entrechtet und ohne Chancen, sich niederlassen zu können. Die Afrikaner in China sind viel geschäftstüchtiger. Viele von ihnen haben die finanziellen Möglichkeiten, sich frei zu bewegen und neue Orte zu erkunden”, zitiert CNN Roberto Castillo, Dozent für Afrikastudien an der Universität Hongkong.

Rassismus
Trotz ihres Erfolgs haben es die Afrikaner in Guangzhou schwer, sich mit den Einheimischen zu treffen. Das hat vor allem damit zu tun, dass China weitgehend eine sehr homogene Gesellschaft ist, in der sich die meisten Menschen körperlich sehr ähnlich sehen. Das schürt fremdenfeindliche Gefühle in den Chinesen. Ihre große Vorliebe für weiße Haut und die völlige Missachtung dunkler Haut spielt auch eine große Rolle in der chinesischen Fremdenfeindlichkeit gegen Afrikaner.
“Chinesen sehen jemanden wie mich und sind meiner hellen Hautfarbe zugetan, aber sie sind den Afrikanern, Südasiaten und diversen anderen Bevölkerungsgruppen einfach nicht zugeneigt.”, sagt der Anthropologe Gordon Mathews in einem Interview mit Sixth Tone.
Auch das Verhältnis zwischen afrikanischen Siedlern und lokalen Strafverfolgungsbehörden war etwas angespannt. Die afrikanische Gemeinschaft hat der Polizei mehrfach rassistische Politik vorgeworfen.
Die Spannungen zwischen beiden (den Afrikanern und Chinesen) nahmen 2009 zu, als zwei nigerianische Männer bei dem Versuch, die Einwanderungskontrollen zu umgehen, schwer verletzt worden sein sollen. Afrikaner umstellten die örtliche Polizeistation. Ein ähnlicher Vorfall ereignete sich 2012, als mehrere Afrikaner mit der Polizei zusammenstießen, nachdem berichtet wurde, dass ein Afrikaner in Polizeigewahrsam gestorben sei.

Schwächere Konjunkturaussichten
Im Jahr 2013 verabschiedete China ein strenges Einwanderungsgesetz, das Exit-Entry Administration Law genannt wurde, das hauptsächlich darauf abzielte, die Zahl der Ausländer zu kontrollieren, die sich im Land niederließen.
Dies war ein schwerer Schlag für die afrikanischen Siedler in Guangzhou, da sie einer strengeren Kontrolle durch die lokalen Strafverfolgungs- und Einwanderungsbehörden ausgesetzt waren. Daraufhin verließen mehrere Afrikaner das Land. Auch die Tatsache, dass ihre wirtschaftlichen Aussichten in China schlechter wurden, veranlasste sie, schneller das Land zu verlassen.
“Jetzt können wir nur etwa 2.000 US-Dollar auf jeden Container mit 20.000 US-Dollar verdienen. Viele Menschen erleiden Verluste, nachdem sie Gebühren für Visa, Flugtickets und andere Lebenshaltungskosten bezahlt haben… Deshalb verlassen immer mehr Afrikaner das Land”, zitiert die South China Morning Post einen kongolesischen Händler aus Guangzhou.
Berichten zufolge ist die afrikanische Bevölkerung in Guangzhou seit 2014 rückläufig. Und während viele in ihre Heimat zurückkehren, sind einige andere weitergezogen, um weitere Möglichkeiten zu erkunden, die südasiatische und südostasiatische Länder bieten.
Dieser Artikel erschien zuerst im Englischen auf Nspirement.com.